Thomas Wagner verlängert:
Wie es um den Werbeumsatz bei ProSiebenSat.1 steht
ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media schließt 2017 mit leichtem Minus ab. Wie das Team um Geschäftsführer Thomas Wagner den Kurs ändern will.
An der Konzernspitze von ProSiebenSat.1 erfolgt zum 1. Juni ein Wechsel, mit dem nicht zu rechnen war: Der ehemalige Dyson-Chef Max Conze übernimmt den Vorstandsvorsitz. Es wird sich also einiges ändern.
Konstanz dagegen gibt es in der Vermarktung: Thomas Wagner, Chef des hauseigenen Vermarkters SevenOne-Media, hat seinen Vertrag verlängert. Eine gute Nachricht für das Team, ein Signal aber auch für Werbungtreibende und Mediaagenturen. Nach einem unruhigen letzten Jahr mit etlichen Tiefs – Quoten und Werbeerlöse sanken, der Aktienkurs gab nach - konnte SevenOne Media im letzten Quartal nochmal Boden gut machen. So fiel die Bilanz aus dem klassischen TV-Geschäft nicht ganz so schwach aus, wie zunächst befürchtet.
Die Lücke zwischen dem ProSiebenSat.1-Vermarkter und dem Konkurrenten IP Deutschland aus der RTL-Familie ist zwar weiter vorhanden, aber nicht mehr so groß wie noch im Herbst. Ein Blick auf die Nielsen-Zahlen zum TV-Geschäft offenbart: Im Vergleich 2017 zu 2016 muss SevenOne ein Minus von 1 Prozent hinnehmen, IP verzeichnet ein Plus von 3,6 Prozent. Alles brutto - Rabatte müssen noch abgezogen werden.
Wo die Reise im TV-Werbemarkt hingeht
Der ausscheidende CEO Thomas Ebeling kündigt am Donnerstag in seiner letzten Bilanzpressekonferenz bei ProSiebenSat.1 an, künftig mehr auf Addressable TV zu setzen. Man wolle das Potenzial besser ausschöpfen. Der Gesamtmarkt, so die Einschätzung, werde sich bis 2022 verdreifachen.
Alleine im vergangenen Jahr haben Wagner und seine Mannschaft 280 Kampagnen im Bereich Addressable TV umgesetzt und klassisches TV mit digitalem Targeting modernisiert.
Große Hoffnung setzt Interims-CEO Conrad Albert auf die Änderungen, die sich durch die E-Privacy-Verordnung ergeben, hinsichtlich der TV-Werbung. Durch die Regulierung werde Online-Werbung geschwächt. Er hoffe, dass in der Konsequenz mehr Unternehmen ihre Budgets ins klassische TV zurück verschieben, so der Manager, der ProSiebenSat.1 ab Freitag für 98 Tage lenken wird.
Umbau bei SevenOne Media
Unterdessen wird in Unterföhring kräftig am Umbau der Vermarktung gearbeitet. Der Konzern will dem Prinzip "One Face to the Customer" folgen, wie es IP Deutschland bereits seit zwei Jahren praktiziert. Mithilfe der Berater von OC&C soll perspektivisch ein integrierter Multimediavermarkter mit Five-Screen-Strategie entstehen: Vom klassischen TV bis zu Digital Out-of-Home erhält der Kunde dann alles aus einer Hand. Dazu kommt ein Key-Account-Management. Mit Bekanntgabe der Details zum Umbau ist voraussichtlich nicht vor April mit Details zu rechnen.
Ebeling kündigt gleichzeitig Investitionen ins Programm an. Die sind auch bitter nötig, die Senderquoten sinken beständig. Eine gefährliche Entwicklung, denn die davon abhängigen - Werbeumsätze tragen 75 Prozent zum Gewinn bei.
Geld soll verstärkt in lokale Produktionen, aber auch in US-Highlights fließen. Für 2018 sind neue Formate angekündigt, darunter die neue Show mit Carsten Maschmeyer, "Start Up! Wer wird Deutschlands bester Gründer?" sowie "LateNight Berlin" mit Klaas Heufer Umlauf. Beide Formate sollen im ersten Halbjahr an den Start gehen. Der Spin-Off von "Grey’s Anatomy", "Station 19", kommt dagegen erst im zweiten Halbjahr.