VDZ Digital Innovators’ Summit 2017:
Zeitschriften 5.0 – mit Mobile, Video, Chatbots, Spracherkennung
Worauf Zeitschriftenverleger beim digitalen Wandel setzen können - das zeigte ihr Verband VDZ beim Digital Innovators’ Summit in Berlin auf.
Spracherkennung wird die Medienbranche in den kommenden Jahren nach Überzeugung der Zeitschriftenverleger erheblich verändern. Eine derartige Mensch-Maschine-Kommunikation entspreche dem Wunsch des Menschen nach "Convenience, also Einfachheit", sagte Stephan Scherzer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Notebook oder Tablet per Sprachbefehl zu steuern, sei einfach bequem. "Ich muss nicht auf die Nachrichten warten und keine Webseite aussuchen."
Perspektivisch sei das eine der zentralen Entwicklungen neben den Themen Automatisierung, Robot-Journalismus und selbstlernende sowie selbstschreibende Systeme. "In zehn Jahren werden diese Systeme flächendeckend im Einsatz sein, es geht jetzt los", so Scherzer. Auch dies eine zentrale Botschaft vom Digital Innovators’ Summit, den der VDZ und der internationale Verlegerverband Fipp diese Woche in Berlin veranstaltet haben.
"Aus Visionen sind Trends geworden und aus Trends Geschäftsmodelle. Mobile, Video, Messaging Apps, Chatbots und vor allem sprachgesteuerte Systeme sind die Themen, die man im Auge haben muss ", so VDZ-Mann Scherzer. Die Geschwindigkeit der Veränderung sei immens. Die Medienhäuser hätten inzwischen strategische Antworten auf die Digitalisierung entwickelt, sie transformierten Trends in tragfähige Geschäftsmodelle, hieß es in Berlin. Zeitschriften 5.0 in Sicht.
Mobile treibt derzeit die Entwicklung voran
Ähnlich wie Scherzer prognostizierte Geoff Ramsey, Chairman and Chief Innovation Officer bei der Springer-US-Beteiligung eMarketer, einer Trias aus Spracherkennung, Künstlicher Intelligenz und Chatbots eine große Zukunft. Besonders die zunehmende Bedeutung Künstlicher Intelligenz werde den Markt revolutionieren. Bis dahin werde Mobile weiterhin ein starker Treiber sein, der durch die Sozialen Medien und Youtube-Videos kontinuierlich wachse, so Ramsey.
Arnaud de Puyfontaine, CEO von Vivendi, beleuchtete in Berlin, wie Publisher von der Musikindustrie und deren Antworten auf die Digitalisierung lernen könnten. In einer Zeit eines nahezu unendlichen Angebots komme es jedoch darauf an, den Content noch besser zu machen, noch stärker Richtung Premium zu produzieren. Zudem sei es erforderlich, Inhalte und Services so zu digitalisieren und bereitzuhalten, dass die Kunden individuell darauf zugreifen und diese mischen könnten – ein klassisches Beispiel dafür sei die Playlist aus der Musikindustrie.
Der Redakteur wird zum Content-Makler
Gerrit Klein, CEO der Ebner Publishing Group, hob die gewachsene Verantwortung des Redakteurs im Prozess der Contenterstellung hervor. Im gesamten Workflow müsse er sich Fragen stellen: Für wen genau die Inhalte erstellt werden; welches Ziel damit erreicht werden soll; was die spezifischen Bedürfnisse des Kunden sind; was bereits an Inhalten verfügbar ist und in welchen Formaten und auf welchen Kanälen der Content distribuiert werden soll. In diesem Sinne komme es darauf an, Content intelligent zu produzieren und zu vermarkten. Der Redakteur wird zum Makler der Inhalte.
Berater Wolfgang Zehrt bewertete die Chancen automatisch erstellter Inhalte für Medienhäuser. Speziell in stark datengetriebenen Beiträgen wie in den Themenfeldern Börse oder Sport ließe sich bereits heute die Contentproduktion automatisieren. Roboterjournalismus ergänze jedoch journalistische Arbeit und eröffne den Redakteuren damit neue Ressourcen für andere Aufgaben. In den nächsten Jahrzehnten würden auch weiterhin menschliche Journalisten dafür verantwortlich sein, Beiträge anzustoßen, zu kuratieren und die Qualität zu überwachen.
Am diesjährigen Digital Innovators’ Summit nahmen rund 600 Gäste aus 37 Nationen teil. Über 70 internationale Redner gaben Einblick in die Agenda der digitalen Medienwelt und widmeten sich den zentralen Entwicklungen beim digitalen Wandel in der Branche: Trends und Innovationen im Video-Markt, bei Mobile, im Ad Management und beim Roboterjournalismus.
Übrigens: Der 11. Digital Innovators’ Summit findet vom 18. bis 20. März 2018 in Berlin statt.
ps/dpa