BDZV:
Zeitungen hoffen auf digitales Wachstum
Die Zeitungsverleger machen Fortschritte bei Bezahlangeboten. Der Gesamtumsatz stabilisiert sich zwar, doch Sonntags- und Kaufzeitungen verlieren massiv im Anzeigengeschäft.
Die Zeitungsverleger setzen große Hoffnung auf das Digitalgeschäft. Es sei der Wachstumsmotor, erklärte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) bei seiner Jahrespressekonferenz in Berlin. So sind die Nutzerzahlen der Onlineangebote um eine Million auf insgesamt 18,5 Millionen gestiegen, auch die Zahl der jungen Nutzer lege zu, vermeldet der Verband.
Der Motor läuft, aber die Drehzahl lässt noch zu wünschen übrig: Das Reichweiten-Wachstum lässt sich weiterhin nicht so zu Geld machen, wie es sich die Verlage wünschen. "Eine Werbefinanzierung im Netz wird nie ausreichen, um Journalismus im Web zu refinanzieren", sagt Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter des Geschäftsbereichs Kommunikation und Multimedia. Also treiben die Verlage ihre Online-Bezahlmodelle voran. 107 Zeitungen bieten derzeit Paid Content an, 120 wollen bis zum Jahresende auf ein Bezahlmodell für ihre Onlineangebote setzen.
"Die Zeichen stehen in fast allen Verlagen auf Bezahlsysteme", sagt Fuhrmann. Für das Onlineabo verlangen Verlage im Schnitt 8,50 pro Monat. Dazu kommen digitale Zusatzprodukte: 600 Apps haben Verlage zum jetzigen Zeitpunkt im Markt. Auch die Zahl der E-Paper ist im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Drittel auf 73.000 angewachsen. Wieviel Verlage über die neuen digitalen Pay- Angebote tatsächlich erlösen, weist der BDZV allerdings noch nicht aus. Soweit die guten Nachrichten.
Die Gesamtauflagen schmolzen trotz des E-Paper-Wachstums unterm Strich weiter - um 4,32 Prozent auf 20,71 Millionen Exemplare. Besonders unter Druck sind die Sonntagszeitungen - sie verloren 6,5 Prozent und liegt nun bei 2,74 Millionen Stück. Auch der Boulevard verlor 10,3 Prozent und liegt bei 2,79 Millionen Exemplaren. Auch überregionale Zeitungen gaben um knapp sieben Prozent nach; sie pendeln sich derzeit bei 1,09 Millionen Exemplaren ein, der Abbau von Bordexemplare in Fliegern und bei der Bahn lässt grüßen. Am stabilsten sind die regionalen Abozeitungen, die "nur" knapp 2,6 Prozent auf 12,35 Millionen Exemplare nachlassen.
Der Gesamtumsatz der Zeitungen pendelte sich 2014 zwar bei stabilen 7,76 Milliarden Euro ein (minus 0,6 Prozent), nach einem Minus von neun Prozent im Vorjahr. Generelle Entwarnung für das Anzeigengeschäft lässt sich daraus keineswegs ableiten. Vor allem die Sonntagszeitungen werden offenbar gebeutelt: Nach W&V-Informationen bricht dort das Anzeigengeschäft 2014 um über 20 Prozent ein.
Auch bei den Kaufzeitungen schrumpft das Anzeigengeschäft weiter - um über neun Prozent. Selbst die Anzeigenumsätze der erfolgsverwöhnten Wochenzeitungen gehen zurück - um über fünf Prozent. Nur die überregionalen Zeitungen haben im Anzeigengeschäft zugelegt - um knapp sieben Prozent. Während früher das Hauptgeschäft mit den Anzeigen gemacht wurde, haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Mittlerweile steuert der Vertrieb im Schnitt 62 Prozent zum Umsatz bei, der Anzeigenanteil ist deutlich geschrumpft.
Die Reise ist ins Digitale haben die Verlage angetreten, doch niemand weiß wo sie enden wird. "Die Wettbewerbsbedingungen für Zeitungsverlage haben sich gravierend verändert, wir befinden uns in einem dauerhaften disruptiven Wandel", sagt Dietmar Wolff. Der BDZV-Hauptgeschäftsführer sieht die weitgehend mittelständische Verlegerschaft im Wettbewerb mit den globalen Internetgiganten durch "Wettbewerbs-, Datenschutz- und Medienvielfaltsregelungen gefesselt". Wolff fordert "Chancengleichheit", beispielsweise durch ein Lockerung des Wettbewerbsrechts.