Volker Hoff zieht sich aus der Ruzicka-Affäre
Im Ruzicka-Prozess präsentierte sich der frühere ZHP-Chef Volker Hoff als Frühstücksdirektor fernab von den Niederungen des Media-Geschäfts. Aus Wiesbaden berichtet W&V-Expertin Sonja Feldmeier.
Eine Tag nach seinem früheren Kompagnon Reinhard Zoffel musste am Dienstag der hessische Staatsminister Volker Hoff in den Zeugenstand. Beiden gehörte die frühere Werbeagentur Zoffel Hoff Partner (ZHP), die in die Geschäfte von Ex-Aegis-Chef Alexander Ruzicka verwickelt war. Hoff erschien mit hochkarätigem juristischem Begleitschutz: Sein Anwalt Eberhard Kempf hatte bereits dem in die CDU-Spendenaffäre verstrickten Wirtschaftsprüfer Horst Weyrauch und Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann gedient.
Der CDU-Minister bestätigte die enge Verbindung zwischen Ruzicka und ZHP, die bis zur Gründung mehrerer gemeinsamer Firmen reichte. Etwa zur Zoffel Hoff Media Kommunikation (ZHM), an der sich mutmaßliche Tarnfirmen wie Life2Solution und Cascade beteiligten. Hoff hielt die Investoren ebenso wie sein Ex-Partner Zoffel für Tochterunternehmen von Aegis bzw. Carat. Die Neugründung gewann sogar den Mediaetat des Dualen Systems Deutschland (DSD), der operativ aber von Carat betreut worden sein soll.
2002 wurde die Zusammenarbeit zwischen ZHP und Carat vertraglich fixiert, aber "viel lief auf Absprache", so Hoff. Nach den Vorteilen für ZHP befragt, erklärte er: "Ohne Anbindung an die Mediaagentur hätten wir große Kunden wie DSD und Südtirol Marketing nicht gewinnen können". Im Gegenzug hätte auch Aegis von den Kundengewinnen profitiert. Deren Zahl war allerdings überschaubar. Neben DSD und Südtirol Marketing konnte Hoff nur noch JAB Anstoetz, Astroh sowie diverse Wahlkämpfe benennen.
Den Kontakt zu Ruzicka habe sein damaliger Partner Zoffel gehalten, betonte Hoff. Er selbst habe eine Reihe von Absprachen mit Carat nur vom Hörsensagen gekannt. Über den hohen Einsatz von Freispots auf ZHP-Konten sei mit ihm nie gesprochen worden.
Überhaupt zeigte sich Hoff, der in der Agentur für Finanzen, Vertragswesen und Personal verantwortlich war, in kaufmännischen Dingen als erstaunlich naiv: So habe man die Abrechnung der gegenseitigen Aufwendungen mit der angeblichen Carat-Tochter Camaco "nach gefühlter Größe" vorgenommen. Wer wirklich hinter Firmen wie Camaco, Life2Solution und Cascade stand, will er seinerzeit nie geprüft haben.
Und die üppigen Rückvergütungen von Carat rechtfertigte Hoff als Abgeltung der Partnerleistung: Die Höhe von 15 bis 18 Prozent sei die marktübliche Marge der Agenturen gewesen. So habe es ihm jedenfalls Zoffel erzählt, der für das operative Geschäft zuständig gewesen sei.
Ungestellt blieb die Frage, ob die hohen Rückvergütungen von über neun Millionen Euro von Carat an ZHP nicht zumindest teilweise den betreffenden Kunden zugestanden hätten. Die Aussasgen der beiden früheren Geschäftspartner ergaben deutliche Unstimmigkeiten was das Abrechnungsprozedere und die Abspraschen mit Carat und Ruzickas betrafen.
Hoff berief sich häufig darauf, dass die Vorgänge schon sechs Jahre zurücklägen und führte Gedächtnislücken an. Offen bleibt dennoch die Frage, warum nur Reinhard Zoffel ermittelt wird, sein prominenter Ex-Partner Hoff aber unbehelligt bleibt. Der Untreue-Prozess gegen Alexander Ruzicka dürfte jedenfalls spannend bleiben: Für Mittwoch kommender Woche ist die Einlassung des Mitangeklagten David Linn angekündigt.