"Es dauert, bis Facebook Places angenommen wird"
Auf der Dmexco hatte Facebook einen winzigen Stand. Die Seminare der US-Firma waren jedoch überfüllt. Der deutsche Sales-Chef Scott Woods versucht, das Werbephänomen zu erklären. W&V-Redakteur Leif Pellikan hat mit Woods gesprochen.
Auf der Dmexco hatte Facebook einen winzigen Stand. Die Seminare der US-Firma waren jedoch überfüllt. Der deutsche Sales-Chef Scott Woods versucht, das Werbephänomen zu erklären. W&V-Redakteur Leif Pellikan hat mit Woods gesprochen.
Herr Woods, Facebook hat jetzt offiziell 500 Millionen Mitglieder weltweit. In Deutschland sind es mehr als zehn Millionen. Dennoch spielen Sie im deutschen Werbegeschäft noch eine kleine Rolle, wie ihr Mini-Stand auf der Dmexco zeigte.
Das Hamburger Büro wurde ja erst im Februar eröffnet. Wir haben dort auch nur eine Handvoll Mitarbeiter, die sich um die Vermarktung kümmern. Natürlich geht es darum, wie Unternehmen auf Facebook werben können. Wichtiger sind jedoch derzeit in Gesprächen die Fragen, was bedeutet eine Präsenz auf Facebook, wie funktioniert Kommunikation mit Usern und Fans, nicht was kostet dies, was kostet jenes.
Ihr Portfolio ist überschaubar, Facebook bietet nicht mehr als kleine Bannerflächen rechts in der Navigation.
Dennoch sind sie spannend. Bei Google Adwords haben auch viele gesagt: Das sind ja nur Textlinks. In der Anmutung sind Facebook-Anzeigen ähnlich wie andere Cost-per-Click-Performance-Angebote, aber sie holen User in einer ganz anderen Nutzungssituation ab. Die Ads stehen nicht in einem Suchumfeld, sondern im Kontext seiner Interessen.
Facebook wird von eMarketer für 2010 ein weltweiter Umsatz von 1,6 Milliarden Euro zugerechnet. In Großbritannien kommen Sie laut Insidern bereits auf einen Umsatzanteil von zwölf Prozent des Display-Markts (etwa 900 Mio. Euro), manche sprechen sogar von bis zu 30 Prozent. Wie sieht es in Deutschland aus?
Natürlich ist der britische Markt größer und reifer als der deutsche Online-Werbemarkt - was sich in Umsätzen bemerkbar macht. Als private Firma genießen wir aber einen Vorteil: Wir müssen nicht über Umsätze sprechen.
Targeting ist nur über das Facebook-Werbesystem möglich. Anders als fast alle Vermarkter erlauben Sie Kunden nicht, Cookies zur Kampagnenkontrolle zu setzen oder um eigene User-Profile zu erstellen.
Wir können Werbung sehr gut über die soziodemografischen Daten und Interessen zielgerichtet ausliefern. Die meisten Angaben hierfür geben uns die User selbst. Daher gehen wir sehr restriktiv damit um, welche Informationen nach außen gehen. Cookies können dazu führen, dass Informationen abgefischt werden, die wir nicht herausgeben wollen. Solchen Missbrauch wollen wir verhindern.
Wer bucht derzeit die meiste Werbung ein: Suchmaschinen- (SEM) oder Online-Media-Agenturen?
Werbung auf Facebook ist im Moment zwischen Suchmaschinen-Marketing und klassischer Online-Werbung angesiedelt. Entsprechend dürften sich die Einbuchungen auch auf beide Seiten paritätisch verteilen. Zwar stellen die Werbeplätze sicher eine Art der Performance-Werbung dar. Aber auch Kreativ- und Media-Agenturen wollen zum Teil Werbedruck für Aktionen und Kampagnen aufbauen. Und zuweilen schalten selbst PR-Agenturen Kampagnen.
Wann kommt der Lokalisierungs-Service Places, wie schnell setzt er sich durch?
In den USA und in Japan und seit Freitag auch in Großbritannien ist der Service verfügbar. Der Rest von Europa wird zügig folgen. Aber es dauert sicher einige Zeit, bis Places von einer großen Masse angenommen wird. Wie der Service konkret in Werbeangebote einfließen wird, ist daher offen - zunächst muss das Produkt gut funktionieren.