Blattkritik "Personal News": Es fehlt vor allem an Lesekomfort
Einen Mix aus 14 Blättern bietet die individuelle Zeitung "Personal News", die W&V-Korrespondentin Judith Pfannenmüller getestet hat. Die noch zu geringe Auswahl und mühsames Textzoomen schmälern das Lesevergnügen.
Am Mittwoch hätte sie eigentlich im E-Mail-Fach liegen sollen, meine erste individuelle Zeitung „Personal News“. Fünf Ausgaben habe ich von der Augsburger Firma Syntops als Journalistin gratis zum Testen bekommen. Doch es muss wohl ein Problem gegeben haben, jedenfalls war die Zeitung morgens nicht als PDF im Fach. Immerhin: auf meine Reklamation reagierte die Technikabteilung am selben Tag und schickte mir meine individuelle Auswahl am Nachmittag zu, als Trost bekomme ich drei weitere Gratisausgaben obendrauf.
Das hatte ich mir interessant vorgestellt, aus 14 Zeitungen einen Mix mit eigenen Schwerpunkten zusammenzustellen, wenig Sport und Automobil, dafür Lokales aus "Berliner Morgenpost" und "Münchener Abendzeitung", den Titel von der "Shanghai Daily", um zu wissen, was die Chinesen so bewegt. Dazu noch den Magazinteil der Welt.
Das könnte auch gut sein, hätte die "Personal News" nicht zwei entscheidende Nachteile. Der eine: Die Auswahl an interessanten Inhalten ist einfach noch zu gering. Es fehlen wichtige überregionale Tageszeitungen, die ich sonst bevorzuge. Dafür gibt es die "Salzburger Nachrichten" oder die "San Jose Mercury News", bei denen mir nicht so recht einfällt, wieso ich mich eigentlich mit deren Inhalten beschäftigen soll. Auch das Wirtschaftsblatt aus Österreich, nun ja braucht man das? Immerhin: die "Frankfurter Rundschau" kommt neben der "Welt" noch als zweite deutsche überregionale Zeitung hinzu.
Der zweite Nachteil wirkt möglicherweise noch gravierender: Im Ganzseitenformat sind die Texte zu winzig, um sie lesen zu können. Und es ist eine Mühsal, sich die kleingedruckten Seiten erst mit der Lupe großziehen zu müssen, dann mit der Maus die Texte anzusteuern und auf den Seiten herumzuscrollen, ohne den Überblick auf die Inhalte der Seite zu verlieren, Will man sich die Fotos zur Story auch noch anschauen, wird es noch mühsamer. Einen optischen Gesamteindruck von Text und Bild zu bekommen, kann man schlichtweg vergessen.
Fazit: So etwas wie Lesegenuss will sich mit der PDF-Version nicht einstellen. Und für einen schnellen Überblick, ein Scannen der Inhalte ist "Personal News" schon gar nicht geeignet.
Die Pilottester des Projekts in der Schweiz haben da wohl Recht gehabt: Sie bevorzugten, die individuelle Zeitung ansprechend layoutet in gedruckter Form morgens in ihren Briefkasten zu bekommen. Genauso geht es mir: Will ich den schnellen Nachrichtenüberblick, gehe ich online. Und mit der Zeitung meiner Wahl, als gedruckte Ausgabe wohlgemerkt, würde ich mich gerne an den Frühstückstisch setzen oder sie in der Mittagspause ins Cafe mitnehmen, um in Ruhe zu blättern und vielleicht einen interessanten Seite 3- Artikel zu lesen.