Rossmann und Aust wollen N24 kaufen
ProSiebenSat.1 will nun doch den Nachrichtensender verkaufen. Parat steht N24-Chef Torsten Rossmann mit Stefan Aust und Thorsten Pollfuß im Hintergrund, um N24 im Management-Buyout-Verfahren zu erwerben.
Für die Zukunft von N24, die gerade von ProSiebenSat.1 auf den Prüfstand gestellt wird, zeichnet sich ein Management-Buyout ab. Sollte der Vorstand der AG den konzerneigenen Nachrichtensender verkaufen, will N24-Chef Torsten Rossmann den Sender in einem
Management-Buyout-Verfahren erwerben. "Der Vorstand prüft jetzt konkret, den Sender zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund habe ich mich entschieden, mein unternehmerisches Interesse an N24 deutlich zu machen", sagt Rossmann in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe).
Interessant: Stefan Aust und Thorsten Pollfuß sollen sich an der geplanten Gründung einer gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft, die dann N24 in Berlin erwerben würde, neben Rossmanns Co-Geschäftsführern beteiligen - "als Privatpersonen", wie Rossmann sagt - und nicht über die Firma Agenda Media von Aust/Pollfuß. Zu den Co-Geschäftsführern zählen laut einer Mail an die N24-Mitarbeiter, die W&V vorliegt, Frank Meißner, Karsten Wiest und Maria von Borcke. Zum Engagement des früheren "Spiegel"-Chefredakteurs Aust sagt Rossmann: "Stefan Aust ist ein ausgewiesener Journalist, mit enormer Erfahrung nicht nur im Print-, sondern auch im Fernsehbereich. Er verfügt über exzellente Kontakte und könnte in der weiteren Planung an der Entwicklung von Formaten und Konzepten für den TV-Markt mitwirken." Die operative Führung des neuen Unternehmens läge nach diesen Plänen bei Rossmann.
Der W&V-Schwestertitel "Kontakter" hatte in seiner Printausgabe darüber berichtet, dass der Einstieg eines Partners wie Stefan Aust bei N24 eine denkbare Variante sein könnte. Aust sagt gegenüber W&V: "Wir wollen ein Angebot abgeben." Aust und Rossmann zusammen wollen die Mehrheit halten. Ob sich Aust operativ persönlich bei N24 engagiert, ist noch völlig unklar. Separat werde er das Projekt für die Essener WAZ-Gruppe weiterführen, so der Journalist. Da er schon XXP und Vox mitaufgebaut habe, sieht Aust gute Chancen, die Ertragslage bei N24 zu verbessern. Der Sender schreibt hohe Verluste.
Wie der "Tagesspiegel" schreibt, ist der Kaufpreis für N24 und deren Tochtergesellschaft Maz & More zum jetzigen Zeitpunkt schwer einzuschätzen und "hängt von den Rahmenbedingungen ab, die noch zu definieren sind", wird Rossmann zitiert. Bislang liefert N24 für die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe, Kabel eins, ProSieben und Sat 1, die Nachrichten. Dies möchte Torsten Rossmann beibehalten: "Für uns wäre die Beauftragung des Senders mit der Nachrichtenproduktion eine wesentliche Voraussetzung für unser Geschäftsmodell." Fest stehe nur, dass "die Kosten sinken sollen", egal, ob N24 beim Fernsehkonzern verbleibt oder verkauft
wird.
N24 beschäftigt derzeit rund 240 Mitarbeiter. "Aus meiner Sicht", sagt Rossmann dem Blatt, "wird so gut wie jedes Konzept für die Fortführung von N24 auf dem Betrag aufsetzen, den ProSiebenSat.1 für Nachrichten zahlt." Das gelte für alle potenziellen Käufer. "Je nachdem wie groß der Betrag künftig noch sein wird, muss N24 restrukturiert werden." Rossmann ist sich sicher, dass ProSiebenSat.1 auch weiterhin daran interessiert wäre, "vorzeigbare und wettbewerbsfähige Nachrichten im Programm zu haben". Rossmann betont, dass bei N24 möglichst viele Mitarbeiter bleiben sollen. "Wir glauben, dass wir das besser hinkriegen als jeder andere Käufer", so Rossmann abschließend. (ps/lip)