
Agenturen der NRW-CDU tauchen ab
Die in den PR-Skandal um den CDU-Wahlkampf 2005 in Nordrhein-Westfalen involvierten Kreativen schweigen oder werfen Nebelkerzen.
Schweigsam geben sich die Agenturen, die direkt oder indirekt mit der nordrhein-westfälischen CDU in Verbindung stehen. Am Montag hatten die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ über PR-Gemauschel der Partei im Wahlkampf 2005 berichtet. Demnach finanzierten die Christdemokraten die vorgeblich unabhängige Initiative „Wähler für den Wechsel“, die für den heutigen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers trommelte.
Diese gesponserte Wählerinitiative betreute laut „Spiegel“ die Frankfurter Agentur Equipe. Die ist, obwohl seit 18 Jahren am Markt, weder PR-Experten ein Begriff noch der Szene vor Ort. „In bislang 17 nationalen und internationalen Wahlkampfeinsätzen“, brüstet sich Equipe auf der Website, „konnten wir in 14 Fällen unseren Kandidaten zum Wahlsieg verhelfen.“ Mit welchen Mitteln? Null Info. Unter „Referenzen“ keine Silbe zu Kunden oder Projekten. Einziger Hinweis auf Beziehungen zur CDU-Landesregierung in NRW ist eine kleine Mitteilung in der Rubrik „Aktuell“ - aus dem Jahr 2006. "Wir haben völlig korrekt für die Wählerinitiative gearbeitet", erklärt Equipe-Chef Jürgen E. Aha auf W&V-Anfrage. An die CDU sei "kein Pfennig geflossen".
Unklar auch die Rolle der Kölner Agentur Barten + Barten, die 2005 die CDU-Kampagne leitete (und später pleite ging). Mitten im Wahlkampf löste sie McCann Erickson ab. Von Seiten McCanns verlautet, es sei zu „atmosphärischen Störungen mit der CDU“ gekommen. Warum? Wegen des Wunschs nach verdeckter PR? War Barten + Barten bereit dazu? Ex-Chef Helmut Barten, heute tätig in der Agentur Die Kommunikatoren (die Detlef Imkampe führt, Ex-Co-Geschäftsführer von Barten + Barten), ist nicht zu erreichen. Angeblich hat Bartens neues Team einen weiterhin guten Draht zur NRW-CDU. Für die Landesregierung waren Die Kommunikatoren aber offenbar nur einmal tätig: 2007 für die Staatskanzlei. Honorar: 756,84 Euro.
Welchen Part die heutige CDU-Wahlkampfagentur Polivox 2005 spielte, ist gleichfalls nebulös. Polivox gehörte damals zur Barten + Barten-Gruppe und war laut Geschäftsführer Tobias Hofmann in die Kampagne einbezogen. In welcher Form? Hofmann: „Weiß ich nicht mehr genau.“ Wie die momentane Arbeitsteilung zwischen Polivox und Publicis aussieht, deren Ableger Shipyard an der CDU-Kampagne mitwirkt, bleibt ebenso im Dunkeln. „No comment“, sagt Publicis-Manager Axel Wallrabenstein.
Erinnerungslücken, Unschärfen, Versteckspiele – das Gebaren der Akteure verstärkt den Eindruck zweifelhafter Vorgänge. „Sollte sich der Verdacht gegenüber der CDU bewahrheiten“, so Alexander Güttler, Präsident des Agenturverbands GPRA, „handelt es sich um eine Art der PR, die wir als GPRA schon seit Jahren brandmarken.“