Die deutschen Cannes-Juroren: Volker Martens
Die PR-Disziplin muss sich neu erfinden, findet Volker Martens. Der Chef der Hamburger Agentur Faktor 3 sitzt in der PR-Jury, die sich dieses Jahr erst zum zweiten Mal in Cannes versammelt. Tendenz für die deutschen Bewerber: positiv.
Eigentlich hat Faktor 3 in den vergangenen Jahren immer zu den Agenturen gehört, die von den einschlägigen deutschen PR-Galen einen Preis mit nach Hause nehmen durften. Ausgerechnet in diesem Jahr, in dem der Faktor-3-Chef die PR-Liga in Cannes vertritt, war das bei den PR Report Awards trotz einiger Nominierungen ("Strandklar" für Unilever; "Own Car" für Wiesmann, "Meine Stimme zählt" für StudiVZ/MeinVZ) nicht der Fall. Dabei macht sich sowas bei der internationalen Kollegenbeschau in Cannes doch besonders gut. Macht nichts, findet Volker Martens, denn um ausgezeichnete Konzepte bewerten zu können, müsse er keinen eigenen Preis mitbringen.
Er weiß trotzdem, wovon er redet. 1995 hat er Faktor 3 gemeinsam mit Sabine Richter und Stefan Schraps gegründet, mittlerweile gehört seine Agentur mit 100 Mitarbeitern zu den festen Größen in der Hamburger Agenturlandschaft. 2007 war sie PR-Agentur des Jahres.
Faktor 3 betreut Kunden wie Otto, Sharp und den Katalogversender Heine. "Die frühzeitige Positionierung als 'One Agency' für intergrierte Kommunikationsangebote mit Branchenspezialisierung hat sich auch und vor allem in einem negativen Marktumfeld als voller Erfolg herausgestellt", zieht Martens eine positive Jahresbilanz 2009.
Und privat? 46 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder. Seine Cannes-Kategorie haben die Festival-Organisatoren erst im vergangenen Jahr eingeführt - und sie ist nach wie vor umstritten. Was hat die Rubrik auf einem Festival verloren, auf dem doch einzig die großen Kreativ-Ideen zählen, fragen die Werber. Was haben deutlich Klassik-lastige Kampagnen (wie 2009) unter den PR-Gewinnern verloren, fragen hingegen die PRler. Übrigens auch Volker Martens: "PR als Kategorie muss 2010 nochmal diskutiert werden", glaubt er.
Aber er glaubt auch an das Potenzial, das Cannes für die PR-Branche birgt. Und, dass die 32 deutschen Arbeiten, die eingereicht wurden (insgesamt: 571), nun bessere Chancen haben als beim letzen Mal. Einen Eindruck konnte er sich bereits machen, denn PR gehört zu denjenigen Kategorien, bei denen die Jury schon vor den eigentlichen Sitzungen eine Vorauswahl treffen musste.
Martens freut sich auf den Austausch mit internationalen Kollegen und ist gespannt, wie diese die kommunikativen Entwicklungen so einschätzen. "Das wird mein größter Benefit sein, zu verstehen, wie weit die Kommunikation aus der Perspektive PR heraus getrieben, sich in anderen Ländern und Märkten entwickelt hat", sagt er. Und wo ließe es sich besser zu solch globalen Themen philosophieren, als im Rahmen des größten internationalen Kreativ-Festivals.