In Sachen Frauen im Top-Management hört man oft, Frauen sollten sich mit einem Anzug bekleiden. Geht es wirklich nicht auch im Rüschenkleid, wenn man sachlich kompetent ist?
Ein Rüschenkleid würde ich im Top-Management auch nicht anziehen. Denn Rüschen gehören in den Abend und nicht in den Tag. Aber andererseits halte ich von Frauen, die sich wie Männer verkleiden, optisch gesehen wenig. Denn Frauen sind ja in den Führungspositionen, weil sie Frauen sind, nicht weil sie die noch tougheren Männer sind. Und so gesehen, sollten sie sich auch wie Frauen anziehen: hübsch also. Denn es ist ja auch unsere Stärke, dass wir ein bisschen anders denken und anders sind. Das kann man dann ruhig auch durch Kleidung ausdrücken.
 
Die passenden Schuhe machen ein schickes Outfit ja erst perfekt. Was aber tun, wenn es regnet oder schneit?
Wenn es regnet oder schneit, ziehe ich selbstverständlich Ugg Boots an, wie heute ja Millionen deutscher Frauen. Meine schicken Schuhe nehme ich dann ins Büro zum Wechseln mit. Das machen auch viele meiner Kolleginnen. Wenn es im Sommer regnet und sie mit der U-Bahn ins Büro fahren, tragen sie Turnschuhe oder die derzeit sehr angesagten Gummischuhe. Und alle haben Schuhe zum Wechseln fürs Büro dabei.

In Frauen-Zeitschriften sieht man ja regelmäßig Styles aus anderen Städten wie New York, Paris oder Rom: Sieht es nicht komisch aus, in einem New Yorker Melonenhut durch München zu schlendern?
Was man in den Frauenzeitschriften sieht, ist natürlich immer nur eine Richtung, in die es geht. In New York sind die Frauen unglaublich stylisch und ganz schick und teuer angezogen. Sie tragen Kleider, Röcke, Blusen aus Chiffon und Seide. In Italien sind die Frauen sportlicher angezogen, sie bevorzugen flache Schuhe, Pullover und schöne Jeans. In Paris sind die Frauen im Moment vielleicht am coolsten angezogen. Sie tragen schwarze Bikerlederhosen, T-Shirts und die neuen Blazer mit den akzentuierten Schultern. Das alles sind aber nur Richtungsmerkmale. Je nachdem in welcher Stadt man lebt, kann man sich dann nach diesem Kleidungkodex richten: entweder ganz oder indem man etwas reduziert. Man muss ja nicht unbedingt einen Hut aufsetzen, wenn man das nicht möchte, aber vielleicht ist so eine schwarze Bikerhose für diejenige, die in Berlin Mitte lebt, gar nicht so verkehrt.

Zuletzt eine private Frage: Wieviele Handtaschen haben Sie zuhause und welche tragen Sie derzeit am liebsten?
Wie jede andere Frau auch in Deutschland habe ich einen Schuh- und Taschentick. Ich habe unglaublich viele Taschen, die ich aber nicht so gerne wechsle. Ich trage sie mehrere Tage hintereinander, egal zu welchem Outfit. Sonst müsste ich ja immer alles, was sich in der Tasche befindet - vom Fingernagel-Repair über den Kaugummi bis hin zum Lippenstift - in die andere Tasche verfrachten. Abends trage ich oft meine schwarze Chanel-Tasche und eine Clutch von Louis Vuitton. Tagsüber trage ich gerade eine Tods-Tasche, aber ich habe natürlich auch Taschen von Hermès, die ich sehr liebe und übrigens seit Jahren habe. Ich bin davon abgekommen, dass ich mir It-Bags kaufe, die ich dann nur eine Saison trage. Dafür sind sie dann doch zu teuer. Ich möchte lieber eine Tasche, die ich mein ganzes Leben lang tragen kann, weil ich sie schön finde.


Autor: Irmela Schwab

ist Autorin bei W&V. Die studierte Germanistin interessiert sich besonders dafür, wie digitale Technologien Marketing und Medien verändern. Dazu reist sie regelmäßig in die USA und ist auf Events wie South by Southwest oder der CES anzutreffen. Zur Entspannung macht sie Yoga und geht an der Isar und in den Bergen spazieren.