N24 soll mit weniger Stellen mehr Aufträge stemmen
Die künftigen Eigner um Senderchef Torsten Rossmann und Stefan Aust wollen trotz hartnäckiger Verhandlungen mit Ver.di & Co. mehr als 70 Stellen bei N24 streichen - trotz konkreter neuer Produktionsaufträge.
Trotz Stellenabbau bei N24 haben die Käufer im Bieterkonsortium um Ex-"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust und Senderchef Torsten Rossmann große Pläne: "Wir haben die Zusage für ein wöchentliches, aktuelles Magazin, angelegt auf anderthalb Jahre mit 42 Folgen jährlich. Das sichert zehn bis zwölf Mitarbeitern Beschäftigung. Diese neuen Stellen haben jedoch ein anderes Tätigkeitsprofil als die alten, und es gelten andere arbeitsrechtliche Bedingungen", sagt Rossmann der "Frankfurter Rundschau" (Freitagsausgabe). Dennoch: Insgesamt 72 Arbeitsplätze will er streichen. Rossmann kündigt gleichzeitig ab, 2011 ein bundesweites Videojournalisten-Netzwerk mit 13 Stellen aufbzuauen und eine neue Tochterfirma zu gründen, die sich um den besagten neuen Sat.1-Auftrag kümmern soll. Für die Werbeerlöse glaubt Rossmann an eine Wachstumsperspektive: "Derzeit schauen wir uns nach einem neuen Vermarkter um, der eine eigene Vermarktung für N24 aufbaut", sagt er dem Blatt. Bis Jahresende bleibt er noch unter dem Dach des ProSiebenSat.1-Unternehmens SevenOne Media.
Eine Qualitätsminderung durch den Stellenabbau sei nicht zu befürchten. "Wir sind ausreichend ausgestattet, und so aufwändig sind die Arbeiten dank moderner Techniken heute nicht mehr", erklärt Aust dem Blatt. Zu Spekulationen, wonach er die Sat.1-Talksendung "Talk im Turm" übernehmen könnte, sagt Stefan Aust: "Ich glaube, ich bin hinter der Kamera besser als davor. Man sollte niemals nie sagen, aber 'Talk im Turm' werde ich sicher nicht noch einmal moderieren. Um den Produktionsauftrag würden wir uns aber selbstverständlich bemühen." Zuletzt hat Aust wenig Fortune gehabt, als er zusammen mit Sabine Christiansen 2009 vor der Bundestagswahl eine Wahlsendung bei Sat.1 moderierte.
Unterdessen sind die die Tarifverhandlungen beim Nachrichtensender am Donnerstag unterbrochen worden. Forderungen nach dem Erhalt von N24 im bisherigen Umfang mit einer Beschäftigungssicherung bis zum Jahresende 2015 will Senderchef Rossmann nach einer Mitteilung der Gewerkschaft Ver.di vom Donnerstagabend trotz garantierter Verträge mit der ProSiebenSat.1-Gruppe nicht zugestehen. Lediglich am Standort Berlin solle festgehalten werden. ProSiebenSat-Personalchefin Heidi Stopper habe zudem eine Garantie der Sendergruppe für den Bestand des Sozialplanes für die Mitarbeiter über das Jahr 2012 abgelehnt.
Ver.di und die Landesverbände des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) wollen die Tarifverhandlungen auf die gesamte N24 Media GmbH ausweiten und damit auch die Beschäftigten der Tochter Maz & More mit einbeziehen, die für Sat.1 das "Frühstücksfernsehen" und Magazine produziert. Auch dieses Unternehmen ist Teil des Paketes, das ProSiebenSat.1 an den ehemaligen "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust und Rossmann verkauft.
Die Gewerkschaftsvertreter unterbreiten nach eigenen Angaben Vorschläge, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die N24-Geschäftsleitung will nun bis zur nächsten Woche die Angebote prüfen. Dann werden die Verhandlungen fortgesetzt. Insgesamt stehen nach aktuellem Stand 72 Arbeitsplätze auf dem Spiel.