
Kampagne für Datenschutz:
So kämpft Mozilla gegen die Datensammler
Mozilla zeigt in einem Spot, wie weitreichend im Netz Daten beim Surfen gesammelt werden. Dafür werden Touristen in Hamburg unfreiwillig zum gläsernen Konsumenten.
Mozilla wirbt jetzt international mit einem Spot made in Hamburg. Für den Film ließ der Hersteller des Firefox-Browsers auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli einen Hotelcontainer aufbauen, den nacheinander zwölf Touristen bezogen. In dem Moment, in dem sie sich ins Wlan einwählen, verschwinden die Wände und die bis dahin Unwissenden werden gläsern. Alle möglichen Informationen über die Containerbewohner werden eingeblendet; ein Marktschreier ruft Passanten herbei – die totale Transparenz also.
Die gemeinnützige Organisation fokussiert sich mit ihrer Kommunikation auf den Datenschutz. Dabei beruft sich Mozilla auf ein Manifest, das die Sicherheit und den Schutz der persönlichen Daten als fundamental betrachtet. Konkret will Mozilla Nutzer aufklären, was alles mit den Daten passiert, die beim Surfen im Web gesammelt und verwertet werden – das betrifft selbstverständlich in erster Linie die Werbung. Natürlich kann Firefox dieses Sammeln verhindern.
Die Mozilla Foundation wird den Spot bis Ende Januar im Web schalten. Unter anderem läuft er im Netzwerk des Videovermarkters Teads, also auch auf Bild.de. Kreation und Produktion stammen von BBDO, Düsseldorf. Verantwortlich ist BBDO-Kreativdirector Andy Wyeth.
Einen Kampf gegen die Datensammelwut und Werbung führt nicht nur Mozilla. Apple lässt für seine Browser-Apps für Tablets und Smartphones seit September Daten- und Adblocker zu – eine Zäsur im Markt. Auch Mozilla hat für iOS9 einen Content-Blocker entwickelt. Die App Focus blockt Werbebanner und Tracking-Elemente im Safari-Browser.
Vor dem Aus steht dagegen das hauseigene Betriebssstem für Smartphones. Angesichts der Android-Dominanz zieht Mozilla hier den Stecker. Telefone mit Firefox OS sollen nicht mehr über Mobilfunk-Anbieter vertrieben werden, erklärte Mozilla-Manager Ari Jaaksi am späten Dienstag dem Technologie-Blog "TechCrunch". In der Zukunft solle es aber "neue Experimente" mit vernetzten Geräten geben.
Mozilla hatte Firefox OS im Jahr 2013 vorgestellt. Die Telefone waren als günstige Smartphones zunächst vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer gedacht. Allerdings wurden auch Smartphones mit dem dominierenden Google-System Android immer günstiger, was Firefox OS schnell den Wind aus den Segeln nahm. Der Anteil am Smartphone-Geschäft blieb mikroskopisch. Zugleich laufen aber auch vernetzte Fernseher von Panasonic mit Firefox OS.
Bei den Smartphone-Verkäufen dominiert Android mit einem Marktanteil von über 80 Prozent. Apple kommt mit seinem iPhone auf rund 15 Prozent, sichert sich aber den Großteil der Gewinne in der Branche, weil der Konzern auf günstige Geräte verzichtet. Andere Betriebssysteme haben es schwer. Microsoft mit seinem Windows Phone kam in der jüngsten Rangliste des IT-Marktforschers IDC gerade einmal auf 2,2 Prozent. Firefox OS kam bei IDC zusammen mit weiteren Systemen in die Rubrik "Andere" mit einem gemeinsamen Marktanteil von 0,8 Prozent.
(mit Material von dpa)