
Dog-TV:
TV-Trend: Fernsehen für Hunde
In den USA ist das Hundefernsehen Dog TV neu am Start – mit 3-D-Bällen und Computer-Fledermäusen für den Spieltrieb.
Die Mattscheibe ersetzt dem Hund sein Herrli? Ron Levi macht es möglich. Er hat in den USA Dog TV ins Leben gerufen, den ersten landesweiten Fernsehsender für Hunde via DirecTV. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche verbreitet der neue Kanal auch online sein ganz eigenes TV-Programm für die zotteligen US-Zuschauer. Jahrelang haben Entwickler das Verhalten von Hunden beobachtet, darunter auch Forscher der Tufts-Universität in Boston, um Dog TV aufzustellen. In Dutzenden Wohnungen filmten Überwachungskameras, was der beste Freund des Menschen so tut, wenn er stundenlang allein bleibt. "Die Forschung belegt, dass Hunde sich in Gegenwart eines Fernsehers besser fühlen, besonders dann, wenn die richtigen Inhalte gezeigt werden", schreibt der Sender auf seiner Seite. Dog TV sei der "perfekte Babysitter" für einsame Tiere.
Passend zu den Gemütszuständen der Vierbeiner bietet der Sender verschiedene Formate an. "Relaxation" heißt die Sendung, die unruhige Tiere entspannen soll. Schlafende Welpen, ein Ruderboot auf einem See und Klaviermusik zum Ausruhen blenden ineinander über. "Stimulation" sollen dagegen mit schnelleren Bildern mangelnden Antrieb ausgleichen: "Guter Junge!", ruft eine Frau, als ein Golden Retriever im Garten einem roten Ball nachjagt, die Kamera stets auf Schnauzenhöhe. Später strampelt ein Schäferhund im Swimmingpool einem Gummispielzeug hinterher, ein knuffiger Schoßhund steht hechelnd auf einem Surfbrett. Auch animierte 3-D-Bälle und Computer-Fledermäuse sollen den Spieltrieb per Mattscheibe steigern.
Kritiker fürchten, dass die Tiere es ihren Herrchen gleichtun und träge werden. Zudem machen sie geltend, dass zum Training der sensiblen Hundenase besonders der Geruchssinn stimuliert werden müsse und Hunde überhaupt nicht richtig fernsehen könnten. Doch selbst die bekannte Rot-Grün-Blindheit wollen die Entwickler von Dog TV berücksichtigt haben. Helligkeit, Kontraste und Bildfrequenz der Filme würden an das Sehvermögen der Tiere angepasst, heißt es. Auch das empfindliche Gehör soll nur mit solchen Frequenzen angesprochen werden, die Hunde als wohltuend empfinden. Laute Geräusche, wildes Gebell und wütende oder schreiende Menschen sucht man in den drei- bis fünfminütigen Clips vergebens.
Selbst den größten US-Tierschutzbund haben die Macher auf ihrer Seite, die Humane Society. Fernsehgeräte sollten einsamen Hunden sehr wohl Gesellschaft leisten, raten die Tierschützer. Und Dog TV versichert: Die Tiere werden sich "nie wieder allein fühlen". Den größten praktischen Nutzen dürften sich Hundehalter vom Format "Exposure" erhoffen: Darin werden Hunde und Menschen gewissermaßen zu Schulungszwecken in alltäglichen Situationen gezeigt, mit denen nicht jeder Hund sofort fertig wird. Dazu gehöern laute Gewitter, ruckelige Fahrten im Auto - und selbst die berühmte Briefträger-Attacke werden thematisiert. Levi hat schon die nächste Idee: ein Kanal für Katzen.
In den USA setzt sich so mancher TV-Trend besser durch als in Europa. So hat sich etwa das Fernsehen an Tankstellen in Übersee ganz gut entwickelt. Hierzulande fristen die Bildschirme inn er Nähe von Zapfsäulen auch in der Mediaplanung ein Nischendasein. Hundebesitzer haben in Deutschland eher die Verleger im Visier; so hat Gruner + Jahr etwa vor einigen Jahren den Hochglanztitel "Dogs" an den Kiosk gebracht – und mit einer Werbeaktion sogar die Gewerkschaft Verdi in Alarmbereitschaft versetzt ...
dpa/ps