
Tele 5 geht mit Klage gegen SevenOne Media baden
Aufatmen bei ProSiebenSat.1: Herbert Kloibers Sender Tele 5 kassiert zum Auftakt des Rechtsstreits zwischen TV-Sendern und den Vermarktern SevenOne Media und IP Deutschland eine schwere Schlappe vor dem Landgericht München I.
Vollumfänglich abgeschmettert hat das Landgericht München I am Dienstag eine Klage von Tele 5 gegen SevenOne Media. Eigentlich will Herbert Kloibers Sender rund 20 Millionen Euro Schadensersatz vom ProSiebenSat.1-Vermarkter und von IP Deutschland im Nachgang zur Kartellstrafe für die einstigen Rabattsysteme der beiden Fernsehvermarkter. Das Landgericht München I macht Senderchef Kai Blasberg nun allerdings einen ersten Strich durch die Rechnung. Wie ein Sprecher des Gerichts bestätigt, hat die Vorsitzende Richterin Elisabeth Waitzinger die Tele-5-Klage sogar auf allen drei Ebenen abgeschmettert.
Verwehrt sind dem Sender sowohl die Akteneinsicht beim ProSiebenSat.1-Vermarkter als auch ein Schadensersatz, der sich im Fall von SevenOne Media auf 7,8 Millionen Euro belaufen würde. Waitzinger wertet im Gegenzug die Forderung Blasbergs auf detaillierte Auskünfte des Vermarkters über Verträge mit Media-Agenturen im Zeitraum von 2002 bis mindestens 2007 als "Ausforschungsbeweis". Will heißen: Sie vermutet hinter dem Tele-5-Gebahren schlicht den Versuch, Einsicht in intimste Geschäftsdetails zu bekommen. Der Kloiber-Kanal kommentiert das Urteil vom Dienstag auf Anfrage nicht. SevenOne begrüßt es, dass das Landgericht München I in der "Stufenklage der TM-TV GmbH gegen SevenOne Media" zu dem Ergebnis gekommen sei, dass der Vermarkter weder zur Auskunft noch zum Schadensersatz gegenüber dem kleinen Sender verpflichtet sei.
Eingereicht hat Tele 5 die Klage gegen SevenOne am Münchner Landgericht vor genau einem Jahr. Die 1. Handelskammer an der Isar hat sich parallel zu den Kölner Kollegen mit dem Fall befasst; dort hat Tele 5 Schadensersatz in Höhe von 10,8 Millionen Euro gegen den RTL-Vermarkter eingereicht. In Köln wird ein Urteil erst noch erwartet; der Münchner Spruch dürfte Signalwirkung haben. Die Liste der Beklagten ist lang: Neben den beiden Vermarktern müssen insgesamt 49 Media-Agenturen und ihre Tochterfirmen bangen. SevenOne und IP haben ihnen den Streit verkündet. Der Grund: Sollten die Vermarkter im Verfahren unterliegen, wollen sie die Agenturen für den Schaden mitverantwortlich machen.
Noch ist die Sache für SevenOne-Chef Thomas Wagner und IP-Boss Martin Krapf nicht ausgestanden: Vor dem Düsseldorfer Landgericht läuft seit Monaten eine Schadensersatzklage des RTL-II-Vermarkters El Cartel Media, die die Forderung an SevenOne und IP von jeweils 30 Millionen Euro sowie eine Auskunftsklage beinhaltet. Auch Viacom mit den Sendern MTV, Viva und Comedy Central hat eine Klage eingereicht. Die Klagen fußen auf einem Verbot des Bundeskartellamtes aus dem Jahr 2007. Damals untersagte die Behörde den Vermarktern SevenOne und IP das Betreiben von so genannten Sharedeals und ordnete ein Bußgeld von insgesamt 216 Millionen Euro an. Durch ihre Rabattsysteme, so die Kartellwächter damals, würden kleinere Programmanbieter vom Markt gedrängt.