
Verwirrung um Zukunft von SevenOne Media-Chef Krautwald
Vom "Handelsblatt" sind derzeit zwei Versionen im Umlauf. Während in der einen von Konsequenzen für SevenOne-Chef Michael Krautwald aufgrund der Werbeeinbrüche zu lesen ist, werden Leser der anderen Ausgaben davon überzeugt, dass es keinen "personellen Umbau" geben wird.
Nach der Gewinnwarnung der Senderkette ProSiebenSat.1 vom Mittwoch schlagen die Wellen hoch. Ob es wegen des Einbruchs der Werbeerlöse und weiterhin flauer Prognosen zügig personelle Konsequenzen geben wird, ist unklar.
Sogar das "Handelsblatt" tut sich in seiner Donnerstagsausgabe schwer, eine einheitliche Antwort darauf zu geben. Während Abonnenten der Tageszeitung lesen, dass Michael Krautwald, Geschäftsführer der Vermarkter-Tochter SevenOne Media seinen Hut nehmen muss, liegt am Kiosk eine Version, in der von Kündigungen nicht die Rede ist.
Dort ist lediglich vom großen Erfolgsdruck zu lesen, unter dem der neue Werbevorstand Klaus-Peter Schulz stehe. Der frühere Chef der größten deutschen Werbegruppe BBDO ist seit drei Wochen im Amt und sitzt derzeit an der Bestandsaufnahme. Ein Sprecher von SevenOne Media sagt gegenüber dem "Handelsblatt": "Ein personeller Umbau ist derzeit nicht geplant." Auch gegenüber Werben & Verkaufen betont die Sendergruppe: "Krautwald bleibt".
Aufklärung gibt das "Handelsblatt" indes darüber, dass der gesamte Werbemarkt angeblich besser läuft als in der Schockmeldung der TV-AG vom Mittwoch dargestellt. "Unsere Erwartungen sind verhalten stabil", so Michael Enzenauer, Chef der Düsseldorfer Mediaagentur Optimedia gegenüber dem Blatt, Enzenauer registriert lediglich "leichte Einbußen". Laut Nielsen Media Research sind zwar die Bruttoausgaben für TV-Werbung in den ersten acht Monaten um 3,2 Prozent gestiegen. Doch der Werbemarkt für das letzte Quartal weist eine Tendenz nach unten auf. Bei ProSiebenSat.1 sind die Prognosen nach eigenen Angaben düster. "Nach einem guten Start im Juli und August deuten die Umsatzsituation im September und die Frühindikatoren für Oktober darauf hin, dass das deutsche Free-TV-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte die Erwartungen nicht erfüllt", heißt es.
ProSiebenSat.1 kündigte an, das so genannte "Recurring Ebitda" werde im laufenden Jahr zwischen 670 und 700 Millionen Euro betragen. Dieser Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ohne wiederkehrende Posten lag vergangenes Jahr bei 784 Millionen Euro. So viel wollte der Vorstand auch 2008 erzielen. Auch das alte Umsatzziel von 3,2 Milliarden Euro werde der Konzern "sicher nicht erreichen", zitiert das "Handelsblatt" zusätzlich einen Sprecher. Alles in allem dürfte der AG das neue Vermarktungsmodell für die Werbezeiten schwer zu schaffen machen.
Der Konzern und auch Mitbewerber RTL mussten auf Druck des Bundeskartellamts ihr Vermarktungsmodell ändern und hohe Strafen bezahlen. Während die Kölner Erfolge verbuchen, vermag SevenOne Media nach wie vor nicht recht zu überzeugen. Kein Wunder: Der Gewinn von ProSiebenSat.1 ging im zweiten Quartal um rund ein Drittel auf knapp 60 Millionen Euro zurück, die Erlöse sanken um vier Prozent auf 802 Millionen Euro. Das passt wenig zu den forschen Renditezielen der Mehrheiteigner KKR und Permira. Das Unternehmen ist zudem mit 3,6 Milliarden Euro verschuldet.
Vorstandschef Guillaume de Posch geht spätestens zum Jahresende, noch ist kein Nachfolger in Sicht, der den Spagat zwischen 30 Prozent Rendite und horrenden Schulden stemmen mag. Laut "Handelsblatt" heißt es in Branchenkreisen, dass aufgrund der Schuldenlage der AG auch ein Banker als Nachfolger von de Posch infrage komme.