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Wegen kritischer Tweets: Easyjet fischt Passagier aus der Warteschlange
Einen schlechten Umgang mit kritischen Kunden bewies in Großbritannien offenbar die Billig-Airline Easyjet. Wie britische Medien berichten, verweigerte die Fluglinie einem Fluggast das Boarding, weil er sich zuvor via Twitter über eine Verspätung beschwert hatte. Jetzt hat Easyjet auf Twitter #easyjetgate am Hals.
Einen schlechten Umgang mit kritischen Kunden bewies in Großbritannien offenbar die Billig-Airline Easyjet. Wie die Zeitung "Independent" berichtet, holte die Fluglinie einen britischen Fluggast aus der Warteschlange am Gate, weil er sich zuvor via Twitter über eine Verspätung beschwert hatte. In letzter Minute kam er doch noch an Bord - weil er sich als Rechtsexperte ausweisen konnte. Jetzt hat Easyjet auf Twitter #easyjetgate am Hals.
Der britische Universitätslehrer Mark Leiser wollte am Dienstagabend mit der Fluglinie von Glasgow nach London fliegen und von dort aus weiter mit dem Zug nach Portsmouth. Als am Gate den Passagieren mitgeteilt wurde, dass sich der für 21.20 Uhr geplante Abflug um mehr als eine Stunde verzögern würde, fürchtete er um seinen Anschluss. Seine Frage an die Flugbegleiterin, wann der letzte Zug vom Flughafen Gatwick nach London fahre, wurde offenbar rüde beantwortet. Easyjet sei für den Flug von einem Ort zum anderen verantwortlich und nicht für die anschließende Weiterfahrt. Auch ein Soldat, der nach Portsmouth zu seinem Schiff müsse, würde seinen Anschluss verpassen, so die Auskunft. Wenn man für diesen nichts tun könne, dann auch nicht für ihn.
Darauf schrieb Mark Leiser den kritischen Tweet - und die Reaktion von Easyjet folgte prompt:
Manager came down to inquire why I was tweeting about @easyJet. Staff member said I cant tweet stuff like that. Asked me to save the tweet.
— Mark Leiser (@mleiser) September 24, 2013
Vor allen Passagieren wurde Mark Leiser aus der Warteschlange geholt, man fragte ihn, ob er Gepäck dabei habe und verweigerte ihm den Flug.
Manager from easyjet just said I couldnt board flight because I criticised @easyJet on twitter before boarding the flight.
— Mark Leiser (@mleiser) September 24, 2013
Mark Leiser ließ sich diese Behandlung nicht gefallen. Laut "Independent" sagte er zu dem Mitarbeiter: "Ich war keine Bedrohung, sondern nur kritisch. Ich nenne es freie Meinungsäußerung." Dem Manager dämmerte dann offenbar, dass sich da einer mit den Grundrechten auskennt und fragte Leiser, ob er Anwalt sei. Und tadelte ihn sogar:
"You're a lawyer. You know u can't tweet stuff like that and expect to get on an @easyJet flight."
— Mark Leiser (@mleiser) September 24, 2013
Als sich Leiser dann als Hochschullehrer für Recht an der Universität Strathclyde in Glasgow ausweisen konnte, durfte er in letzter Minute an Bord. Soweit die Version von Mark Leiser.
Am Ziel angekommen, erreichte der Dozent sogar noch einen Zug nach London, denn die fuhren die ganze Nacht. Mit ein wenig Recherche hätte sich Easyjet viel negative PR erspart.
Easyjet habe sich entschuldigt und Kontakt aufgenommen, schreibt Leiser auf Twitter. Die Fluglinie selber äußert sich in einer Stellungnahme: Wegen Aktivitäten in sozialen Netzwerken sei einem Passagier noch nie das Boarding verweigert worden - nur wegen störendem Verhalten. Auf Twitter folgte dann noch die Versicherung, dass die Mitarbeiter der Fluglinie keine sozialen Plattformen nach kritischen Tweets durchforsten:
Regarding Glasgow issue last night; our airport staff don't monitor social platforms and we did not and will not deny boarding based on(1/2)
— easyJet (@easyJet) September 25, 2013
Mark Leiser hat dafür jede Menge Anschauungsmaterial für seine nächste Vorlesung sammeln können: Deren Thema twitterte er noch vom Flughafen:
@AdamWagner1 @PaulbernalUK funny thing is I was waiting in Glasgow airport working on next weeks lecture on free speech & social media.
— Mark Leiser (@mleiser) September 25, 2013