Die meisten Kinderprodukte sind ungesund

Dabei ist die Problematik beileibe nicht auf die Eigenmarken der Handelsketten beschränkt. Eine Untersuchung von 283 Lebensmittelprodukten führender Markenhersteller durch Foodwatch ergab 2021, dass 85,5 Prozent der gezielt für Kinder beworbenen Produkte gemessen an den WHO-Standards zu viel Zucker, Fett und/oder Salz enthielten. Das Ergebnis sei damit trotz einer Selbstverpflichtung der Industrie zur freiwilligen Zuckerreduktion kaum besser ausgefallen als im Jahr 2015. Und auch seit 2021 seien nur wenige Fortschritte zu sehen, urteilte ein Foodwatch-Sprecher am Dienstag.
Die Markenhersteller sehen das naturgemäß anders. Der Konsumgüterriese Unilever (Langnese, Knorr) betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, er habe bereits im April vergangenen Jahres die Vermarktung und Werbung von Lebensmitteln und Getränken an Kinder unter 16 Jahren sowohl für traditionelle Medien als auch für Social Media eingestellt. Der Lebensmittelkonzern Mondelez, bekannt unter anderem für die Marken Milka und Oreo, teilte mit, er halte sich in Deutschland bei all seinen Werbemaßnahmen an die Selbstverpflichtung, "keinerlei Werbung zu schalten, die das Ziel hat, Kinder unter 14 Jahren zu erreichen". Auch Wettbewerber Danone betonte: "Wir unterstützen Regelungen in diese Richtung." Produkte wie die Fruchtzwerge "weniger süß" hielten die Nährwert-Kriterien der WHO heute bereits ein, sagte eine Unternehmenssprecherin. 

Verbraucherschutzminister fordern Junkfood-Werbeverbot

Doch überzeugt das bisherige Engagement der Branche offensichtlich längst nicht alle Kritiker. Die Bundesregierung hat das Thema inzwischen auf die Tagesordnung gesetzt. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition heißt es im Kapitel Ernährung: "An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben." Und auch die Verbraucherschutzminister der Länder haben bereits 2022 ein Junkfood-Werbeverbot für Kinder gefordert.
Bei großen Teilen der Bevölkerung würden striktere Regeln für ungesunde Kinderprodukte wohl offene Türen einrennen. Bei einer Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen befürworteten 83 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher Obergrenzen für Zucker, Fett und Salz bei Lebensmitteln, die sich in Aufmachung und Gestaltung an Kinder richten. (Erich Reimann, dpa)

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