Jüngst kann man beobachten, dass der Trend zu regionalen Waren aber noch weiter in Richtung lokale Angebote dreht. So haben zum Beispiel die Kölner mit Coelna ihre eigene Cola-Sorte. In Hamburg breitet sich die angesagte lokale Coffeeshop-Kette Elbgold immer weiter aus und jagt Multis wie Starbucks die Kunden ab. Ein Bekannter von mir feiert Erfolge mit seiner Gin-Marke Sul, die in Hamburg-Altona hergestellt wird.

Verbraucher mögen einfach ihr direktes Umfeld und unterstützen Marken, die zu diesem Kiez gehören. Das ist natürlich auch eine Reaktion auf die scheinbare Austauschbarkeit vieler Marken und auf die immer größere Unübersichtlichkeit in der Welt. Vergessen wir nicht: 2014 war geprägt von Kriegen, der Ebola-Seuche und einer lahmenden Konjunktur. Je größer also die Unsicherheit um uns herum, umso mehr sehnen sich Verbraucher nach einer ganz persönlichen Kommunikation und Nähe zu Marken und Produkten.

Der mit persönlicher Ansprache versehene Douglas-Gutschein zum Geburtstag zahlt beispielsweise auf diese Entwicklung ein. Und der individuelle Dialog vieler Unternehmen über ihre Twitter-Helplines ebenso. Aber das ist erst der Anfang.

Der Spagat wird für Unternehmen in nächster Zeit darin bestehen, in die Breite zu kommunizieren und dennoch das Gefühl persönlicher Nähe zu vermitteln. Marken müssen nah am Menschen sein und das nachvollziehbar und überzeugend. Wer nur so tut als ob, wird schnell entlarvt. Außerdem brauchen sie ein klares Versprechen, was sie vom Wettbewerb abgrenzt. Das alles haben lokale Marken.

Für die Kreation bedeutet diese Entwicklung, dass der Konsument  endgültig im Mittelpunkt der Kommunikation angekommen ist. Deshalb muss die Ansprache noch wärmer und persönlicher werden. Das macht Kommunikation künftig ein ganzes Stück menschlicher. Und verhilft Marken wieder zu einer stärkeren Orientierungsfunktion. Und davon haben wir alle was.

* W&V-Kolumnist Benedikt Holtappels ist Mitgründer von Grimm Gallun Holtappels in Hamburg und gehört nach dem Verkauf an Lowe + Partners zur Geschäftsführung der umfirmierten Agentur GGH Lowe.