"Der Zuschauer kann das verkraften"

An der Hochschule für Fernsehen und Film HFF verantwortlich für die Werbefilm-Studenten ist Henning Patzner. Der war selbst an der HFF - und ist bzw. war Werber und Werbefilmer (Embassy of Dreams, Serviceplan, Grabarz & Partner, Jung von Matt). Mit ihm hat W&V Online darüber gesprochen, warum Horror im deutschen Werbeblock nicht vorkommt. Patzner findet nämlich, dass - zumindest zu einer späteren Uhrzeit - ein Spot wie der Kemar-Studentenfilm durchaus im Werbefernsehen vorstellbar ist. Film und Fernsehen machen es vor, daher sei der Zuschauer damit vertraut und würde das verkraften, sagt der HFF-Professor und verweist zum Beispiel auf die (durchaus blutigen) Filme von Quentin Tarantino.

Warum gibt es das dennoch nicht in der hiesigen Werbelandschaft? Patzner trocken: "Weil Kunden Mainstream haben möchten, das muss schön sein, süß sein." In der Risikoabwägung der Unternehmen ginge so maximal schwarzer Humor durch. Den zu begreifen wird dem Publikum zugetraut.

Horror aus Produktnutzen

Was ist besonders gelungen am Spec-Spot von Zeitler und seinen Kommilitonen? Patzner: "Der Horror, der Albtraum entsteht unmittelbar aus dem Produktnutzen. Das ist nicht einfach nur Krawall, plumpe Gewalt, Effekthascherei -der Film hat eine kluge Auflösung."

Die Ansicht teilen wir. Ebenso wie Henning Patzners Freude darüber, dass mit "Blood, Head & Cheers" endlich einmal wieder etwas Experimentelles entstanden ist: "Studenten dürfen sich so was trauen", sagt Patzner, "das tut uns allen gut und wir lernen davon."

Werber, traut euch!


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.