Darum geht die Agentur nun auch mit dem Fall Sweetie unter ihrem Namen an die Öffentlichkeit: Die Aktion lief bereits 2013, doch nun, ermutigt durch ein dickes Lob der Vereinten Nationen, wollen Woerde und seine Kollegen die Agenturen auf aller Welt dazu motovieren, ihre Kreativität in den Dienst der Menschheit zu stellen und Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu entwickeln.

Das Thema von Lemz war der Webcam-Kinder-Sextourismus, wie sie es nennen (Webcam Child Sex Tourism (WCST). Männer aus Industrienationen bezahlen Kinder in Schwellen- und Entwicklungsländern, zum Beispiel den Philippinen, für sexuelle Handlungen vor der Webcam. Wo kein Kläger, da kein Verfahren: Die missbrauchten Kinder erstatten keine Anzeige. Darum hat Lemz ein Computer-Kind erschaffen: Sweetie trat als zehn Jahre alte Filipina öffentlichen Chatrooms bei - und wurde mit Sex-Anfragen überschwemmt. Über die Spuren, die die Kinderschänder online hinterließen, konnte Lemz 1000 Täter in 71 Ländern identifizieren und übergab die Namen an Interpol.

Ein Engagement, das über eine übliche, leidenschaftliche Pro-bono-Arbeit weit hinausgeht. Und gern Schule machen darf. Die aktuelle Debatte in Deutschland ist der traurige Beweis, dass das wirklich notwendiger ist denn je.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.