Kreation des Tages:
Der gutgemeinte Spot für die IAA wird unfreiwillig zur Satire
Die Werber von Vaterblut und Congaz haben für die IAA einen tollen Job gemacht. Die aktuellen Skandale machen den Clip jedoch unfreiwillig zur Satire.
Eigentlich haben die Werber der Agentur Vaterblut zusammen mit der Produktion Congaz für die IAA einen tollen Job gemacht. Schöne Plakate, emotionale Spots fürs Radio und ein ästhetischer Videospot. Nur spiegeln sich die Ereignisse der letzten Monate rund um die Autoindustrie nirgends wider. Wie auch? Auf der größten Leistungsschau der deutschen Automobilindustrie wären die Themen Dieselskandal, Stickoxidbelastung oder Kartellabsprachen keine Zeilen, die der Verband der Automobilindustrie als Auftraggeber plakatiert sehen will. Aber in den Köpfen der Konsumenten sind sie präsent. Die Automanager auf der Anklagebank, die Rekordstrafen, die Stickoxidwerte, die vermutlich trotz Software-Updates nicht viel besser werden und dann noch die Selbstanzeigen in Sachen Kartellabsprachen.
Dabei stellt der Sprecher im Video die richtigen Fragen: „Zukunft erleben, was heißt das eigentlich?“ Ja, was heißt das? Der Elektroantrieb erfährt indirekt Erwähnung, wenn er sagt, dass „neue Mobilität elektrisiert“. Ein paar Sekunden später meldet sich die konkrete Erinnerung. Da sind sie wieder, all die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, wenn die Stimme fragt: „Was aber passiert mit uns, ist es die Technologie, die uns antreibt? Oder treiben wir sie an?“ „Die Rendite“, hört man sich selbst innerlich antworten. Am Ende wird der Spot unfreiwillig sogar zur bitterbösen Satire, wenn der Sprecher sagt: „Wir erobern die Stadt zurück und bauen sie nach unseren Vorstellungen. Das Unsichtbare greifen, Freiheit atmen. Zukunft erleben, die IAA.“
Die sonst handwerklich gelungene Kampagne für den Verband der Automobilindustrie kommt ohne Blech und Benzin aus. Aber versteckte Kritik an der Branche hatten die Verantwortlichen von Vaterblut, Berlin, vermutlich nicht im Sinn. Von der Produktion Congaz, Düsseldorf, stammen Konzeption und Produktion des „Senses“-Films, Unique1, Frankfurt, lieferte das Key Visual. Die strategische Mediaplanung liegt bei Crossmedia, Berlin, die Online-Produktion bei Redape, Düsseldorf.