In der ersten Runde des Pitches wird zwar oft nur ein Festpreisangebot für einen späteren Werkvertrag gefordert und die eigentlichen Kreativideen und Konzepte werden erst in der zweiten Runde präsentiert, dennoch müssen zur konkreten Kalkulation alle Funktionen, Features, technische Grundlagen etc. ausgearbeitet sein, damit das Digitalprojekt kalkuliert werden kann.

So durchlaufen alle Agenturen den kompletten Pitchprozess, um überhaupt ein valides Angebot stellen zu können – in der Regel ohne Honorar. Dabei überschreitet der Gesamtaufwand aller beteiligten Agenturen in Summe nicht selten das gesamte Projektbudget eines so angelegten Pitches. Damit diese erheblichen Anlaufkosten überhaupt refinanziert werden können, müssen sie auf andere Projekte und Bestandskunden umgelegt werden. Das schadet der Agenturenseite ebenso sehr wie der Kundenseite. Vielen Auftraggebern und Zentraleinkaufsabteilungen ist dieser Zusammenhang nicht ausreichend bewusst. 

Verschärft wird die Problematik durch den Umstand, dass andere wichtige Fragestellungen im Hinblick auf eine potenzielle Zusammenarbeit mit einer Digitalagentur, die entscheidend für den späteren Erfolg sind, durch einen Pitch überhaupt nur unzureichend geklärt werden können. Dazu zählt z.B. die Kompetenz einer Agentur, die präsentierten Ideen und Designs auch wirklich in ein erfolgreiches Projekt umsetzen zu können. Hier sind andere Auswahlmethoden deutlich effektiver und effizienter als ein klassischer Pitch:

  1. Ein gemeisamer, bezahlter Workshop mit den zwei bis drei präferierten Agenturen, um in der direkten Zusammenarbeit ein echtes Kundenproblem gemeinsam zu analysieren und dann zu lösen. Im Rahmen solcher "Miniprojekte" ist es viel einfacher möglich, auf die Art, die Methodik und die Qualität der zukünftigen Zusammenarbeit zu schließen.
  2. Das BVDW-Zertifikat "Trusted Agency" gibt zusätzliche Sicherheit bei der Auswahl der Digitalagentur. Denn das Zertifikat wird nach eingehender Prüfung durch ein Gremium mit tiefem Branchen-Know-How aus Experten und Vertretern des BVDW vergeben und muss jährlich erneuert werden. Hier werden im Detail Qualitätsprozesse, das Vorhalten eigener Fachleute in den notwendigen Bereichen und die Kundenzufriedenheit aus vergangenen Projekten und Kundenbeziehungen überpfrüft.

Durch die Qualitätszertifikate ermöglicht der BVDW Auftraggebern anhand objektiver und transparenter Kriterien eine effiziente Vorauswahl geeigneter Dienstleister im Vorfeld eines Pitches oder eines Auswahl-Workshops. Dieses Vorgehen vereinfacht sowohl die Auswahl der Agenturen und steigert gleichzeitig die Zuverlässigkeit der Agenturauswahl. Das wird zunehmend auch von der Kundenseite verstanden.

Innovative Auftraggeber beginnen sich von dem alten Pitchprozess abwenden und auf faire und nachhaltige Auswahlkriterien und -prozesse zu setzen. Denn das hilft letztlich eine stabile und dauerhafte Kundebeziehung zu etablieren und liegt im Interesse beider Seiten. 


Autor: W&V Gastautor:in

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