Leidtragende sind laut Biermann außerdem mittlere und kleinere Unternehmen mit einem Billing-Volumen zwischen drei und 30 Millionen Euro. „Wenn viele Kunden aufgrund vermeintlich guter Konditionen bei einer einzigen Agenturgruppe landen, wird kleinen Kunden oft Strategie und Share der Dickschiffe aufgedrückt“, sagt Biermann. Diese Kunden seien damit jedoch oft schlecht beraten, „können sich dieser nicht neutralen Expertise häufig aber nicht stellen“.

Auslöser der Debatte sind die jüngsten Etat-Gewinne des  Medianetworks, in dem der Werbekonzern WPP den Einkauf seiner Agenturen Mediacom, MEC, Mindshare und Maxus bündelt. So eroberte die Group M kürzlich den Etat des Kosmetikkonzerns L’Oreal. Außerdem sicherte sich die Group-M-Tochter Mediacom auch das letzte Drittel vom Planungsetat des Konsumgüterriesen Procter & Gamble, das bislang noch vom Konkurrenten Starcom verwaltet wurde. Allein diese beiden Etats haben zusammen ein Billing-Volumen von über 600 Millionen Euro. Hinzu kommen Etatgewinne im zweistelligen Millionen-Euro- Bereich, darunter die Werbegelder der Pharma-Konzerne Ratiopharm und Medice Arzneimittel. Damit wächst ein Riese, der den deutschen Mediamarkt ohnehin seit Jahren überragt. Bereits in der letzten aktuellen Geldrangliste des Pariser Recma-Instituts kommt die Group M mit 6,1 Milliarden Euro auf das mit Abstand größte Billing-Volumen. Zum Vergleich: die nächst größten Networks Aegis und Omnicom kommen auf 2,3 bzw. 2,2 Milliarden Euro.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.