Lena Herrmann:
Greifen die deutschen Networks in Cannes richtig an?
Die ersten Shortlists zeigen: Vor allem die deutschen Networkagenturen haben in diesem Jahr ihre Hausaufgaben gemacht. Allerdings scheinen nur ihre Arbeiten für Pro-Bono-Kunden in Cannes anzukommen. Ein Goldideen-Armutszeugnis? Oder neuer Network-Input für Cannes?
Wer die Shortlists der ersten Tage (PR, Promo & Activation, Direct, Innovation, Media, Press, Outdoor, Mobile) betrachtet, dem fällt auf: Vor allem die deutschen Networkagenturen legen mächtig vor. Mit Saatchi & Saatchi, Cheil, BBDO/Ketchum Pleon und Ogilvy & Mather sind in der Kategorie PR ausschließlich internationale Agenturen für Deutschland die Hoffnungsträger. In der Kategorie Direct führt Ogilvy & Mather die Shortlistplatzierungen an. Auch im Bereich Press sind mit BBDO, Ogilvy & Mather und DDB Tribal ausschließlich Networkagenturen zu sehen.
Auch Leo Burnett, Havas Worldwide (ehemals Euro RSCG), Grey, Y&R, Innocean, Publicis und Saatchi & Saatchi machen vereinzelt auf sich aufmerksam.
Sichtbar werden die Networks vor allem durch die Schwäche von bisher wichtigen Playern: Jung von Matt fehlt in diesem Jahr ganz und Thjnk hat mit seinen Arbeiten bisher noch nicht so richtig in den Wettbewerb gefunden, Grabarz & Partner hat lediglich ein paar Outdoor-Hoffnungen am Start. Auch die Löwenjäger Lukas Lindemann Rosinski oder Heimat sind noch nicht zu sehen. Serviceplan und Kolle Rebbe sind die inhabergeführten Agenturen, die bisher in den Shortlists am deutlichsten sichtbar sind.
Bemerkenswert: Die meisten Einreichungen der Networks sind allerdings Pro Bono-Arbeiten für gemeinnützige Organisationen: Amnesty International, Düsseldorfer Tafel, Foundation "For Life - For Organ Donation", LZG - National German Center For Health Information, WWF und Diakonie Frankfurt heißen die Kunden, die bisher in übermäßiger Zahl auf der Shortlist erscheinen. Die richtigen Kunden sind kaum vertreten. Ein bisschen Sky, mal Mini und ein bisschen VW, ein bisschen E-Plus, etwas Neckermann tauchen noch auf.
Die vielgepriesene Relevanz rückt also wieder in den Hintergrund. Es geht in Cannes offenbar vor allem um Arbeiten, die eine internationale Jury begeistern. So wie BBDOs "Tree Concert", das auch ohne umfassende Englischkenntnisse zu begreifen ist.