Kreation des Tages:
McDonald's Beitrag zur Gleichstellung
Kaffee-Connaisseure geben sich gern als elitärer Kreis. McDonald's in England befreit nun die unwissenden Massen mit einem Schmunzelspot.
Seit Kaffeemaschinen - Siebträger, selbstverständlich! - die neuen Statussymbole sind und sich jeder Kaffeefan aufführt wie ein Sommelier, sind immer neue Zubereitungsformen erforderlich, um den echten Kenner vom einfachen Trinker abzugrenzen.
Die hohe Kaffeekunst ist aus den italienischen Kaffeebars aus- und in die To-go-Becher-Ketten eingezogen. Was zwar die Kaffeekennerschaft demokratisiert hat, aber berufene Hobby-Baristi nun auch stets in neue Nischen scheucht.
Cappuccino ist unter Eingeweihten längst kalter Kaffee, einen Ristretto zu bestellen seit George Clooney viel lässiger als bloß Espresso - und seit einer Weile steht der "Flat White" bei Eingeweihten hoch im Kurs.
Flat was? McDonald's mit seinen McCafés hilft! In einem Spot von Leo Burnett widmet sich die Schnellrestaurantkette der Aufklärung der Briten: Der Flat White (ein etwas anderer Cappuccino mit stärkerem Espresso und dünnerem Milchschaum) wird massentauglich.
Für McDonald's eine gute Gelegenheit, um die eigenen Qualität, das Sortiment und die ausgezeichnete Qualifikation und Freundlichkeit der Mitarbeiter in den Blickpunkt zu rücken.
Charmant aber deswegen, weil der Spot den ganzen Kaffeeklugscheißern (Offenlegung: Ich gehöre auch dazu*) den Spiegel vorhält - und sie zugleich vom Sockel holt. Denn wenn jeder Brite weiß, was ein Flat White ist, können sich die Kaffee-Snobs direkt wieder ein neues Heißgetränk für ihre erlauchten Kreise suchen.
* Die Autorin dieses Artikels hat selbst vor einigen Monaten einen Baristakurs absolviert und kann im Smalltalk schlichte Trinker mithilfe ihres schicken Fachvokabulars übertrumpfen. Macht sie natürlich nicht.