Gibt der Markt für Social Media Agenturen vielleicht einfach nicht genug her, dass man eine ganze Agentur mit ihren Mitarbeitern damit halten kann?
Nach meiner Wahrnehmung sind die Geschäftsmodelle sehr heterogen. Sie reichen von spezialisierten Einzel-Beratungen über überwiegend technisch orientierte Dienstleister bis hin zu größeren Kommunikations-Agenturen, die Social Media in den Kommunikationsmix mit einbringen. Nach meiner Einschätzung werden Einzelberatungen künftig stark in freien Netzwerken arbeiten und weniger einen Agenturcharakter haben. Für die anderen beiden Gruppen ist aber das Agenturmodell weiterhin gut geeignet und ja auch sichtbarer Wachstumstreiber.
 
Und woran sind Sie gescheitert?
Wir haben mit Talkabout lange versucht, den Sprung zu einer "großen Agentur" zu schaffen, sind aber im Niemandsland von rund 15 Mitarbeitern hängen geblieben – also zu groß für eine "kleine Einheit" aber zu klein für eine "große Agentur". Das ist eine schwierige Agenturgröße. Vor allem haben wir sehr viel investiert, um den Markt für ein ganz bestimmtes Feld innerhalb von Social Media "zu machen". Nämlich die strategische Implementierung von Social Media als Querschnittsfunktion. Dieser Markt ist allerdings noch recht klein. Trotz vieler Gespräche, vorbereitender Workshops, sehr gutem Feedback und auch einigen Zusagen waren die konkreten Aufträge dann nicht ausreichend, um den Sprung hin zu einer großen Agentur zu bewerkstelligen. Deswegen jetzt quasi auch der Sprung zurück: Zu einer kleinen Einheit in einem starken Netzwerk. Hierfür ist mehr als genug Arbeit.
 
Die Unternehmen haben ja vielfach inzwischen eigene Experten auf diesem Gebiet.
Ja, das ist richtig. Aber das gilt in allen Gebieten: Recht, HR, PR, Marketing, Vertrieb, Events, Direkt-Marketing usw. usw. Trotzdem haben externe Berater und Dienstleister eine wichtige Funktion. Sie bringen eine externe Perspektive ein, können fehlende Kompetenzen gezielt auffüllen und Ressourcenengpässe abfangen. Zudem können externe Berater taktisch eingesetzt werden, um interne Entscheidungen zu beschleunigen. Man muss aber beachten, dass sich der Markt der Kommunikationsdienstleister stark verändert. Denn gerade in Social Media ist Outsourcing nur bedingt sinnvoll. Wesentliche Leistungen müssen hier inhouse erbracht werden, um die von der Zielgruppe gewünschte Authentizität des Dialoges zu sichern.

Einige Kritiker sagen, Sie könnten super Interviews geben und sich selbst darstellen, Sie kümmerten sich aber zu wenig um Business.
Den Markt mit Thesen, Präsentationen und Postings – manchmal auch provokant – voranzutreiben ist ein wichtiger Teil meines Verständnisses von Business. Das wird auch in Zukunft so bleiben.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.