Online Marketing Manager (m/w/d) B2B

Die Entlassung eines Kreativen unmittelbar nach der Elternzeit schlägt noch immer hohe Wellen. Warum tun sich manche Agenturen eigentlich so schwer damit, wenn Mitarbeiter eine Job-Pause einlegen? Die Werbebranche ist eigentlich die letzte, die damit ein Problem haben sollte. Ein Kommentar von Frank Zimmer.
Text: W&V Redaktion
30. Januar 2015
Kaum ein W&V-Artikel hat diese Woche im Netz für so viel Gesprächsstoff gesorgt, wie die Geschichte des entlassenen Kreativen aus Stuttgart. Er hat unmittelbar nach der Rückkehr aus der Elternzeit seinen Job verloren. Während ihn sein Chef gleich am Eingang abfing, warb seine Agentur auf ihrer Website immer noch mit ihrem Mitarbeiter, dem "Vollzeitpapa" Stefan, der "leider" in der Babypause sei und auf dessen Besuch man sich freue. Mittlerweile hat auch "Bild" über den Fall berichtet.
Die zahlreichen Kommentatoren auf unserer Facebook-Seite und unter dem Interview mit Stefan D. waren sich in einem Punkt einig: Diese Kündigung ist an Stillosigkeit und Zynismus schwer zu übertreffen. Leider trägt sie noch ein Stück zum schlechten Arbeitgeber-Image der Agenturen bei. Ein Problem, das unsere Branche aber nicht durch Wegschauen und Schönreden lösen wird.
Manchmal kam auch der Einwand: Elternzeit sei zwar toll, aber für Unternehmen trotzdem ein Problem. Im konkreten Fall ging es um eine Agentur mit neun Mitarbeitern. Auf Facebook rechnete jemand vor, die Elternzeit eines Einzigen sei für so ein kleines Unternehmen so schlimm wie für Mercedes der schlagartige Ausfall von 30.000 Angestellten.
Ja, Elternzeit ist ein organisatorische Herausforderung. Aber kein unlösbares Problem. Und schon gar keins, das über Nacht auftritt, denn jeder Chef hat nach geltendem Recht mindestens sieben Wochen Zeit, um sich darauf einzustellen und Ersatz zu organisieren. Auch das Geld dafür sollte vorhanden sein, es muss nur auf ein anderes Konto überwiesen werden. Während ihrer Elternzeit sind Mütter oder Väter bekanntlich nicht auf der Payroll.
Manchmal ist es sehr schwierig, innerhalb von sieben Wochen geeigneten Ersatz für einen Kollegen in Elternzeit zu finden. Zum Beispiel in einem Herztransplantationszentrum, an einem Lehrstuhl für usbekische Philologie des Spätmittelalters, beim Richterkollegium im NSU-Prozess oder im Kommando Spezialkräfte im Nordirak.
Aber in einer Agentur?
In einem Markt, in dem man gerne und oft mit guten Freelancern zusammenarbeitet?
In einer Branche, die davon lebt, Netzwerke zu pflegen?
Wer, wenn nicht ein Agenturchef, verfügt über die notwendigen Kontakte und die Ideen, um einen vorhersehbaren personellen Engpass zu meistern? Lassen Sie uns mal überlegen.
Und wer verlangt von seinen Mitarbeitern gerne Flexibilität und kreative Lösungen? Ich komme gerade nicht drauf.
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