Aber wenn schon Silos, dann sollten dort Experten sitzen. Mitarbeiter, die schon in verschiedenen Unternehmen datengetrieben Marketing gemacht haben. So lange das nicht der Fall ist, werden nicht die richtigen Partner ausgewählt.

Die Dmexco wird als reine Party abgetan

Aber nicht nur unternehmensintern liegt vieles im Argen. Es fehlt auch an Vernetzung nach außen. Die Dmexco wird als Party abgetan, anstatt sie zu nutzen, um ein eigenes Verständnis von den neuen Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Dann lieber einen Freelancer engagieren, der glaubhaft versichert, "Markttransparenz" einzubringen. Am Ende hat man transparente Entscheidungsprozesse, Sie haben als Unternehmen aber keine Ahnung, worüber Sie eigentlich entscheiden. Wie will man da Partner führen und Anforderungen formulieren?

Es ist noch sehr viel Aufklärungsarbeit nötig

Es gilt, viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Fake News, alternative facts – auch in unserem Business versuchen viele, sich mit solidem Halbwissen durchzuschlagen. Wer versteht denn tatsächlich noch die Datenströme vom ersten Userkontakt bis zur Retoure? Weder die "Mediaagenturen" noch die "Kreativagenturen" – allein die Einteilung in diese Kategorien wird der wirklichen Notwendigkeit im Markt nicht mehr gerecht. Und warum verstehen diese Agenturen nichts davon? Weil es ihr Businessmodell nicht erfordert. Die Mediaagentur gewinnt den Etat mit Planung und lebt von der Spanne zwischen Einkauf und Verkauf. Nicht mehr und nicht weniger.

Meine Empfehlung an Unternehmen, die datengetriebenes Marketing machen wollen, lautet daher: Schaffen Sie erstens intern die Voraussetzungen, damit Sie geeignete Dienstleister verstehen, aussuchen, briefen und beurteilen können. Und leisten Sie sich bei der Auswahl Ihrer Partner auf keinen Fall die bequeme "Lean back Pitch Situation", denn auf diese Weise finden Sie nicht den Partner, den Sie benötigen. Bewerten Sie zweitens Ihre Mitarbeiter danach, wie vernetzt sie mit dem Markt sind, weniger danach, wie sauber sie intern Prozesse abbilden. Und drittens, lösen Sie die Entscheidung "Insourcing vs. Outsoucing" mit Blick auf die Frage, wo die Interpretationshoheit über die Daten liegt. Die sollte immer bei Ihnen liegen!

Über den Gastautor:

Jan Möllendorf ist geschäftsführender Gesellschafter und Managing Partner der Dialogagentur Defacto X in Erlangen.


Autor: W&V Gastautor:in

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