Aber die Beacon-Technik ist nicht nur für Händler interessant. Auch Branchen wie Versicherungen können sie nutzen, indem sie zum Beispiel auf Flughäfen QR-Codes platzieren, die es kurzfristig noch ermöglichen, ganz unkompliziert eine Reisekrankenversicherung  abzuschließen. Zur Karnevalszeit hatte die Provinzial-Versicherung ein Angebot in Düsseldorfer Kneipen platziert, um in der Jeckenzeit für alle Fälle abgesichert zu sein. Klar ist: Je relevanter das Angebot zum richtigen Zeitpunkt ist, umso mehr Erfolg wird Echtzeitmarketing haben. Und Fakt ist, dass trotz Datendiskussion über 40 Prozent der deutschen Konsumenten schon über Dienste wie Foursquare, Swarm und Facebook-Places einchecken und über die Häfte von ihnen nach Shops, Restaurants und Tipps in der Umgebung gezielt sucht. Bei 32 Millionen Nutzern von Smartphones in Deutschland kann Echtzeitmarketing also ganz schnell zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden.

Dafür müssen sich Agenturen und Kunden allerdings noch stärker professionalisieren und in den Prozessen schneller werden, um das Riesenpotenzial von Echtzeitmarketing nutzen zu können. Vor allem müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, wieviel Risiko wir im Marketing bereit sind einzugehen. Denn Realtime-Marketing zwingt uns, bisherige Arbeitsweisen zu überdenken. Mit ein bisschen Mafo hier und ein bisschen Bauchgefühl dort, kommen wir hier nicht weiter. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass niemand wirklich sagen kann, warum Kommunikationsmaßnahmen erfolgreich sind und warum manchmal eben nicht. Was bedeutet, dass wir entweder noch intensiver über Tests herausfinden müssen, was funktioniert. Oder wir den Mut haben – sowohl auf Agentur- als auch auf Unternehmensseite - unserer Erfahrung und unserem Bauchgefühl zu trauen. Letzteres würde schlicht den gesunden Menschenverstand zurück ins Marketing bringen. Und davon können Marketeers ebenso profitieren wie Verbraucher.

*W&V-Kolumnist Benedikt Holtappels ist Mitgründer und Geschäftsführender Gesellschafter von Grimm Gallun Holtappels (GGH) in Hamburg. Seine Agentur arbeitet u.a. für Ikea, Seat und Unilever.