Ertappst du dich dabei, dass du von Werbung beeinflusst wirst?

Ich bin ein ganz schwieriges Werbeopfer. Das ist Teil meiner antiautoritären Erziehung. Für mich ist jede Form von Werbung etwas, das meinen Verdacht erregt. Ich schaue Werbung gerne als Kunstwerk. Sie ist einer der modernen Orte, wo Kunst stattfindet. Für das Produkt nimmt es mich nicht ein. Ich denke auch immer: Meine Güte, was das alles kostet, das muss ich alles wieder reinholen für die Firma. Schrecklich, oder?

Das Video zu Westbams Single "Celebration Generation" - der damaligen Hymne der "Raving Society":

Schrecklich. Du bist ja sehr vielseitig, hast sogar mal Werbung für Langnese gemacht. Wie kam das?

Ja, die wollten bekannte DJs und haben herausgefunden, dass ich 80 Prozent ihrer Zielgruppe ein Begriff war. Das hat mich gefreut. Aber als ich hörte, wofür ich bekannt war, wurde ich reduziert auf die Begriffe Glatze, Techno, Loveparade.

Das Ergebnis von Marktforschung. Aber immerhin hast du den Langnese-Song „Like Ice in the Sunshine“ eigenwillig interpretiert.

Gesungen von einem Mädchen aus Charlottenburg. Als die gehört hat, dass es für Langnese ist, hat die den Song erst mal soulig gesungen, wie man es erwarten würde. Ich hab zu ihr gesagt, „nein, nein, anders! Eine Oktave höher, und dann schreist du es mit deiner ganzen Wut heraus!“

Wenn Langnese ein guter Kunde war, hat er dir dabei nicht reingeredet.

Erst waren sie geschockt, aber dann mochten sie diese Aggro-Rock-Techno-Version. Die Werbebranche ist ja eine Welt für sich, die mich fasziniert. In den 80ern hab ich mal Musik gemacht beim Art Directors Club.

Schwieriges Publikum zum Auflegen.

Es hat auch keiner getanzt.

Das Video zu seiner aktuellen Single feat. Richard Butler. Westbams neues Album „Götterstraße“ erreichte Platz zwölf der Media Control Charts:

In dem von W&V-Redakteurin Kerstin Richter begleiteten Gespräch äußert sich Westbam auch über seine Beziehung zu Geld, den hohen Gagen für DJ’s, der Raving Society (kultig: Westbams Auftritt bei der Sendung „Einspruch“ Anfang der 1990er Jahre) und wer Gotthilf Fischer bei der Loveparade 2000 die Pille ins Bier geschmissen hat.

Das ganze Interview im Rahmen der W&V-Serie „Top-Kreative im Gespräch“ gibt es in der aktuellen Ausgabe der Werben & Verkaufen Nr. 40 (EVT 30.0.2013).