Virtual Reality:
Selbstversuch mit der Telekom: 360 Grad im Kölner Karneval
Mit der Telekom konnte man den Kölner Rosenmontagszug am Montag live erleben, in einem 360-Grad-Video. Der Selbstversuch mit VR-Brille war spaßiger als gedacht.
Es hat was, im eher karnevalsscheuen München am Schreibtisch zu sitzen und trotzdem in den Kölner Rosenmontagszug einzutauchen. Möglich machte dies am Montag die Deutsche Telekom mit dem "Street Gig" der Kölsch-Rock-Band "Kasalla" - live, in 360 Grad, vom Telekom-Wagen aus mitten im Festumzug.
Irgendwann klickt man sich also ein und hat durch die VR-Brille einen prima Blick auf die Feierwütigen auf dem Wagen und in den Straßen. Man wird zum eigenen Kameramann, kann die Perspektive frei wählen, der Band ziemlich nah beim Musizieren zuschauen, vor allem dem Bassisten, der gerne auf dem Podest vor der Kamera herumhüpft. Und man kann die bunte Schar in den Kölner Straßen genauer inspizieren, die auch brav magentafarbene Spruchbänder in die Höhe hebt.
Die Band "Kasalla" - in der Kölner Mundart steht das offenbar für Ärger oder Krawall - ist gar nicht krawallig unterwegs, sondern ausgesprochen gut gelaunt. Im Rheinland sind die Jungs eine feste Größe, die Leute kennen ihre Lieder, singen lauthals mit. Und auch wenn man keinen Song kennt - irgendwann ertappt man sich beim leichten Mitwippen und dann summt man auch noch den Refrain von "Stadt mit K" mit, auch wenn man aus einer "Stadt mit M" kommt.
Am meisten Spaß macht es jedoch, sich die Karnevalsfans am Straßenrand anzuschauen. Da sieht man eine Elefantendame, die rhythmisch ihren Frottee-Rüssel schwingt. Auf einem Balkon hüpft ein Bär zwischen Indianerhäuptling und Vampir und winkt frenetisch. Den Impuls zurückzuwinken kann man gerade noch unterdrücken. Stattdessen vergibt man innerlich Punkte für die coolsten Balkonpartys und Kostüme. Absoluter Favorit: Die vierköpfige Quallen-Familie irgendwo in der Foller Straße. In diesen Verkleidungen steckt Liebe drin, die kauft man nicht von der Stange.
Man kann auch den Polizisten bei der Arbeit zuschauen. Ein Uniformierter schaut streng und wippt trotzdem ein bisschen. Vermutlich aus Versehen. Und da gibt es noch diese Gruppe ganz in blau, die nicht klatscht, sondern ziemlich grimmig in die bunte Welt blickt. Vielleicht mögen sie die Musik von "Kasalla" nicht. Oder die Teambuilding-Maßnahme ihres Unternehmens fruchtet nicht so richtig.
Die Band hat mittlerweile Besuch bekommen. Ein Typ mit magentafarbenem Sombrero und quietschgrüner Pluderhose steht plötzlich auf dem Wagen. Den Moment seines Auftauchens hat man verpasst. Er winkt, macht Fotos, schmeißt Bonbons und beim nächsten Schwenk ist er auch schon wieder weg. Dafür erlebt man, wie sich Sänger Sebastian einen "Lebenstraum" erfüllt und lauthals "Kölle Alaaf" in die Menge brüllt. Und die brüllt natürlich noch lauter zurück.
Dieses Live-Gefühl ist nett, auch wenn man nach 20 Minuten unter der schweren Brille ein bisschen meschugge wird. Schade nur, dass man von den vielen Kamellen nichts hat, die überall herumfliegen. Dafür hat sich der Kölner Karneval auf der Liste mit Dingen, die man im Leben unbedingt noch sehen möchte, ein großes Stück nach oben gearbeitet.
Der Telekom-Wagen warb übrigens für ein zweites "Street-Gig"-Konzert am Abend, ebenfalls in 360 Grad: OneRepublic trat im Kölner Karnevalsmuseum auf.