Ganz wichtig ist uns aber, dass wir unsere Mitarbeiter weiterentwickeln und deren Skills schulen, um bestenfalls gar nicht erst in die externe Suche gehen zu müssen.

Was macht Sie als Arbeitgeber aus?

Mühlbach: Für uns ist das Wichtigste, dass sich unsere Mitarbeiter bei uns wohlfühlen – egal, ob gerade neu gestartet oder bereits seit 20 Jahren bei Aperto. Ein ehemaliger Kollege schrieb: "Bei Aperto habe ich die Arbeit und die Menschen kennengelernt, sodass es keinen Unterschied mehr gemacht hat, ob ich Zuhause, bei Freunden oder in der Agentur war."

Diese sehr menschliche, kollegiale Kultur wissen wir sehr zu schätzen. Und das ist wahnsinnig wichtig, denn wir sind allein im letzten Jahr von 300 auf über 400 Mitarbeiter gewachsen und stehen vor der Herausforderung, neue Kollegen gut zu integrieren und dabei gleichzeitig die Bedürfnisse aller Mitarbeiter im Blick zu haben.

Events und das tägliche Frühstück gehören zum Miteinander.

Was tun Sie konkret zur Mitarbeiterbindung? Gibt es bei Ihnen die Möglichkeiten zu

a, Home-Office

Gilbert Dietrich: Ja, absolut. Wir wollen auf der einen Seite, dass man sich in der Agentur wohlfühlt, dort zusammenkommt und gemeinsam arbeitet. Auf der anderen Seite wissen wir, dass die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit unheimlich zum Wohlbefinden beiträgt. Dazu gehört Flexibilität und eben auch die Möglichkeit, ab und zu von zu Hause zu arbeiten.

 b, Sabbaticals 

Dietrich: Wir finden, um sich mal wieder richtig aufladen zu können oder sich der Familie oder der eigenen Bildung umfänglich zu widmen, sollte niemand seinen Job kündigen müssen. Sabbaticals sind in Absprache mit dem Team und der Führung immer möglich.

 c, flexiblen Urlaubszeiten pro Jahr

Dietrich: Wir haben ein flaches Modell, jeder bekommt dieselbe Anzahl an Urlaubstagen. Und wir achten auch darauf, dass der Urlaub möglichst innerhalb des Jahres vollständig genommen wird.

d, flexible Arbeitszeiten

Dietrich: Gemeinsame Zeit ist wichtig für kreatives und agiles Arbeiten, weshalb wir so gegen 10 Uhr gern alle bei uns haben. Wir vertrauen allerdings auf die Teams, dass die sich selbst so organisieren, wie sie am besten arbeiten können.

e, Job-Tausch mit anderen Niederlassungen, bzw. Partner-Unternehmen

Dietrich: Eine spannende Möglichkeit, die wir gerade mit unseren Partnern im IBM-Netzwerk ausloten. Es gibt bereits vereinzelt Modelle, aber wir möchten da noch mehr Unterstützung anbieten und solche Programme in der Breite aufsetzen.

f, Möglichkeiten für eigene Herzensprojekte außerhalb des bezahlten Kundengeschäfts?

Dietrich: Wir haben im letzten Jahr ein Innovations-Format gestartet, das wir "Space i" nennen. Dabei sind sehr spannende Ideen von einzelnen Kollegen oder Teams erarbeitet worden, die inzwischen teilweise ihren Weg in Kundenprojekte gefunden haben. Ich muss aber auch sagen, dass wir organisationsseitig viel dabei gelernt haben.

Bei allem guten Willen und extra Budget ist es unheimlich schwierig, sich dem Projektalltag tatsächlich zu entziehen. Für besondere Projekte ist Aperto jedoch immer offen und so ist zum Beispiel auch unser Garten im Innenhof entstanden, indem Kollegen einfach mal in der Erde anstatt in Code und Pixeln wühlen können.

 g, bezahlten Überstunden?

Dietrich: Wir möchten Überstunden nicht inzentiveren, also ermöglichen wir lieber einen Freizeitausgleich. Ich weiß, das wird von einigen kritisch gesehen, aber im Endeffekt geht es wirklich darum, die knappe Ressource Lebenszeit nicht zugunsten der Arbeitszeit weiter zu verknappen. Es wird immer Phasen geben, wo man richtig viel Zeit investieren muss, auch mal mehr als einem lieb ist.

Aber jeder Erwachsene ist dann auch aufgefordert, die Flexibilität zu nutzen, sich das zurückzuholen.

Lego regt die Kreativität an.

Kletterwand, Baumhaus, Sterne-Kantine – was gibt es bei Ihnen an unüblichen Incentives für Mitarbeiter?

Mühlbach: Es gibt jeden Morgen Frühstück, es gibt Yoga- und Pilates-Kurse, die Möglichkeit seinen Hund mitzubringen, eine Beachvolleyball-Gruppe, eine Bar in unserer Pianohalle, regelmäßige Events et cetera. Diese Benefits sind super, aber es sind letztendlich nicht die Incentives, die die Mitarbeiter bei uns starten und auch bleiben lassen. Vielmehr geht es um sich ändernde Technologien, agile Arbeitsweise, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven.

Unsere Mitarbeiter haben zum Beispiel Zugriff auf exklusive IBM-Learning- und Wissens-Portale zur professionellen Weiterentwicklung. Auch die persönliche Entwicklung ist enorm wichtig, weshalb wir unter anderem auch Sonderkonditionen für Veranstaltungen rund um philosophische Lebensthemen der School of Life in Berlin anbieten.  

Wie erfassen Sie die Mitarbeiterzufriedenheit? Welche Ihrer Errungenschaften sind den Mitarbeitern besonders wichtig?

Dietrich: Wir machen einmal im Jahr eine große Mitarbeiterumfrage und lassen sie statistisch so auswerten, dass wir auch verstehen, wo wir die größten Hebel haben, um die Zufriedenheit und Bindung zu verstärken. Aus den Ergebnissen leiten wir konkrete Maßnahmen ab. Zum Beispiel kam 2016 raus, dass wir unsere Weiterbildungsmöglichkeiten verbessern müssen.

Hier haben wir Geld und Arbeitszeit in die Hand genommen und in der letzten Umfrage gesehen, dass sich das gelohnt hat. In vielen Kommentaren kam das neue Talent Management Programm als eine unserer Stärken heraus.

Wie hoch ist bei Ihnen die Frauenquote? Wie hoch die Quote der Mitarbeiter über 45? Und unter 25? Wie lang bleibt ein Mitarbeiter im Schnitt?

Dietrich: Bei Aperto arbeiten 42,25 Prozent Frauen. Fast 10 Prozent unserer Mitarbeiter sind älter als 45 und 6 Prozent sind jünger als 25 Jahre. Unsere durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt im Moment bei ca. dreieinhalb Jahren. Besonders freuen wir uns übrigens, wenn Kollegen wieder zurückkommen, denn wir verzeihen auch Seitensprünge wie hier bei Instagram festgehalten.  

Clean Desk muss nicht sein.

Clean-Desk-Policy oder ganz persönliche Schreibtische? Wie steht Ihre Agentur zu dem Thema?

Mühlbach: Bei dem Thema sind wir entspannt. Natürlich haben wir einen Designanspruch und unsere Räume sind architektonisch und konzeptionell sehr schön gestaltet. Aber es ist immer Platz für Nerf Guns, Wimpelketten, Bilder oder viele, viele bunte Post Its.

Wie stehen Sie zur internen Offenlegung aller Gehälter im Unternehmen?

Dietrich: Das finde ich als gesellschaftliche Zielvorstellung sehr interessant und habe auch persönlich nichts dagegen, dass ich mein Gehalt vor meinen Kollegen rechtfertigen können muss. Ein erster Schritt in diese Richtung sind transparente Gehaltsbänder per Rolle und Level. Nicht realistisch ist meines Erachtens jedoch, in gewachsenen Unternehmen und Strukturen einfach alle individuellen Gehälter offen zu legen.

Mehr Agenturporträts, u.a. von Jung von Matt, Scholz & Friends und Thjnk finden Sie in unserem Dossier Arbeitswelt Agenturen. Mehr zum Thema Gehalt in Agenturen in unserem Dossier Gehalts-Check


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.


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