Selbst wenn Andreas Geyr, seit Oktober 2018 als Regional Director Europe verantwortlich für das Agenturgeschäft in insgesamt 30  Märkten, das anders sieht. Denn, so seine Argumentation, der Grundgedanke der Joint Ventures werde weiter verfolgt, man ergänze lediglich das eigene Leistungsangebot.

Die Idee hinter Spark44 ist nicht skalierbar

Kurz: Unter dem Spark44-Dach gibt es nun weitere Möglichkeiten. So die Option einer "strategischen Partnerschaft". Anders formuliert: Die neu formierte Agentur­einheit wird zu gleichen Teilen von Agentur- und Unternehmensvertretern geführt. Oder die dritte Variante: Wie andere Werbehäuser auch, stellt die Agentur für den neuen Auftraggeber eine passende Mannschaft zusammen und steigt damit auch ins Projekt­geschäft ein.

Grundsätzlich, so Geyr, sollen dabei Pitches vermieden werden. Denn genau das ist einer der Pluspunkte von Customized Agencies. Sie können sich komplett auf den Kunden und dessen Belange konzentrieren und ­müssen nicht übers Jahr um neue Aufträge kämpfen oder auch ­pitchen. Denn erfahrungsgemäß bricht übers Jahr das eine oder andere Geschäft weg. Honorarvolumen, das kompensiert ­werden muss.

Nur: Ist eine auf den Kunden zugeschnittene Agentur überhaupt in der Lage, sich von ­einem Tag auf den anderen im "freien Markt" zu bewähren? Wohl kaum. Zu verzahnt sind die Teams mit den Ansprechpartnern und Prozessen auf Kundenseite.

Bei Spark44 kommt hinzu: Die Agentur hat so gut wie alle kommunikativen Aufgaben für den Autohersteller erledigt. Auch in Frankfurt. Ein Leistungsangebot, das in der Form von kaum einem anderen Kunden beansprucht werden dürfte.

Neue Kunden sind Master & Dynamic und Tetley

Ohne strutkurelle Änderungen, das bestätigt auch Geyr, geht es nicht. Er spricht unter anderem von diversen "Scopes", die an andere Standorte verlegt werden. Auch die Hessen sind davon ­betroffen. Zudem sind die ­weltweiten Agentur-Hubs nun angehalten, nach regionalen Kunden und Aufträgen Ausschau zu halten.

Geyr gibt sich zuversichtlich, den Wandel erfolgreich zu wuppen und nennt zwei neue Spark44-Kunden: den amerikanischen Kopfhörer- und Audiozubehör-Anbieter Master & Dynamic sowie die indisch-britische Teemarke Tetley. Die 1837 gegründete Brand gehört zur ­indischen Tata Group, dem ­Eigentümer unter anderem von Jaguar Land-Rover.

Und die 2013 gestartete Master & Dynamic ist mit ihrer spitzen, ­designorientierten Positio­nierung zwar durchaus erfolgreich, aber, wirtschaftlich ­betrachtet, noch ein überschaubares Unternehmen.

Weshalb "customized" kein Selbstläufer ist, welches Risiko die Agentur eingeht und wie es mit Bobby & Carl weitergeht, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Kontakter (Heft 4/2019). Abo?


Peter Hammer
Autor: Peter Hammer

Er begleitet seit vielen Jahren redaktionell die Agentur-Branche, kennt noch die Zeiten, als Werbung "sexy" war und mancher Protagonist wie ein Popstar gefeiert wurde. Das Hauptaugenmerk gilt aktuell den Themenfeldern "Agenturstrategie" sowie "Etats & Pitches". Vor allem interessieren ihn innovative Geschäftsmodelle und Konzepte, mit denen die Branche erfolgreich auf die permanenten Veränderungen in der Kommunikation reagieren kann.