Kreation des Tages:
Three feiert die neue Stufe des Streaming-Bewusstseins
"Go Binge!" Mit dieser Aufforderung zum Seriendauerglotzen im Netz macht der britische Mobilfunkanbieter Three seine Streaming-Flatrates bekannt.
Es ist ein skurriler Film, wie ihn nach landläufiger Meinung nur die Briten hinbekommen - und auch die nur, wenn der Kunde so viel Mut zu Abseitigem hat wie Three.
Derzeit setzt der Mobilfunkanbieter auf die Popularität der Streamingdienste. Die haben für viele Smartphonebenutzer natürlich einen Haken: Musik und Videos online unterwegs zu konsumieren, lässt das gebuchte Datenvolumen ratzfatz dahinschmelzen. Blöd, weil doch gerade unterwegs Musikstreaming und auch mal das eine oder andere Video so viel Kurzweil bieten. Viele Telekommunikationsmarken bieten daher schon die grenzenlose Nutzung bestimmter Partnerdienste an, bislang in Deutschland vor allem Musik.
Partner von Three UK sind aber neben den Audioplattformen Deezer und Soundcloud die Videostreaminganbieter Netflix, History, TV Player und Dave. Und damit ein enormes mobil verfügbares Doku-, Film- und Serienangebot. Als Bingewatcher, also Serien-am-Stück-Durchgucker, ist da das Ende des mobilen Datenvolumens schnell erreicht. Außer mit Three, suggeriert der Werbeclip, der durchaus mit Gehirnwäsche arbeitet. Die Nutzung der genannten Angebote wird nämlich nicht vom gebuchten Datenpaket abgezogen.
Und damit steht dem Three-Kunden der Weg zur nächsten Stufe des Streaming-Bewusstseins offen: "Watch one more!", "Go Binge!" - die Mantras der New-Age-Jünger werden in einem Elektrogeschäft nach Ladenschluss eindringlich vorgebetet und hingebungsvoll verinnerlicht. Der charismatische Sektenführer der Bingewatcher lehrt seine Schüler, dass sie als Serienjunkies auf alles andere pfeifen können - "weitergucken" lautet die Antwort in fast jeder Situation.
Das Video ist für den Einsatz im Social Web gedacht und wurde nicht vom Threes Stammbetreuer Wieden + Kennedy, sondern von Gravity Road entwickelt (Regie: Tom Geens). Im Netz soll die Botschaft süchtige Bingewatcher erreichen - die ihre Sucht mit einem Augenzwinkern sehen können. Dafür brauchen sie dann nicht mal mehr ein Fernsehgerät, stattdessen eine sehr innige Beziehung zu ihrem Smartphone.
Mobilfunkanbieter Three untermauert die Bedeutung dieser Beziehung mit Daten einer Umfrage: So würden 44 Prozent der 16- bis 24-jährigen Briten täglich mehr als eine Stunde Streamingvideos auf dem Smartphone schauen, 46 Prozent bezeichneten sich als Bingewatcher, die nicht auf die nächste Folge einer Serie warten können.
Da sei ein völlig neuer "Stamm der Social Binger" entstanden, sagt Gravity-Road-CD Shruti Veeramachineni: "Dieser Stamm sucht die Freiheit des Bingens unterwegs, zu seinen eigenen Bedingungen." Dieses Stammesverhalten samt kultischer Hingabe habe man aufgegriffen, um einen schrulligen, unkonventionellen Film zu drehen, der die Menschen zum befreiten Bingewatchen ermutigen soll.
Der Zielgruppe einen - ziemlich fiesen - Spiegel vorzuhalten und sie dennoch nicht zu verärgern, das dürfte der frechen Marke Three mit dem "Kult"-Film gelungen sein.