Nachruf:
Trauer um Hans Otto von Hirschfeld
Die Düsseldorfer Werberlegende Hans Otto von Hirschfeld ist am 24. Februar 2018 gestorben.
Hans Otto von Hirschfeld gilt als einer der großen Düsseldorfer Werber. Am 24. Februar 2018 ist er im Alter von 79 Jahren gestorben. Über sein Leben und Wirken berichtet seine Tochter Alexandra von Hirschfeld, Chefin der Agentur Strategy, in einem Nachruf. Sie übernahm die Leitung der Agentur 2008.
"Er war der Schöpfer eines der wohl bekanntesten Werbespots der 1980er Jahre. Hans Otto von Hirschfeld, kreativer Texter, Visionär, ideenreicher Werbefachmann, stets umtriebig, stets mit dem Schalk im Nacken. Aus seiner Feder stammte die Idee für den Kino- und TV-Spot 'Wo ist der Deinhard', den geliebten, den gehassten Werbespot, in dem eine junge Frau den Unmut der Partygäste, die auf den Sekt warten, auf die Spitze treibt und mit dem Ausspruch "Wo ist der Deinhard" eine Trommel zerschlägt.
Hans Otto von Hirschfeld, geboren am 25. Juni 1938 in Herford bei Bielefeld. Am Herforder Amtsgericht war seine Mutter, Dr. jur Anneliese von Hirschfeld, eine der ersten Richterinnen der Nachkriegszeit und griff als Verkehrsrichterin gegenüber Verkehrssündern rigide durch. Hier besuchte er das Friedrichs-Gymnasium, das er, um sich früh dem Erwerbsleben zu stellen, mit der mittleren Reife verließ. Sein damaliger Kunsterzieher bescheinigte ihm die völlige Abwesenheit jeglichen Talents, was Kunstfertigkeit und Kreativität anging. Wie sehr sich dieser doch irren sollte. Denn gewann doch Hans Otto von Hirschfeld als junger Werber einen Preis nach dem anderen vom Art Director's und Typewriter Club Deutschland.
Einer unter den Großen
Nach dem ziemlich ruhmlosen Ausstieg aus dem Gymnasium zog es ihn ins Erwerbsleben. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre in einem Bielefelder Textilkaufhaus und stellte sich danach mit 150 Bewerbern dem Talent-Auswahl-Verfahren der Werber-Schmiede Akadamie für Werbung, Grafik, Foto und Design in Berlin. Hier fand er sich mit 25 Auserwählten 1961 zur Zeit des Mauerbaus als Student im ersten Semester wieder. Er entwickelte sich in acht Semestern zum Allround-Talent für Werbetext, Art Direktion, Grafik, Werbefilm, Drehbuch und Regie. Und hier zeigte sich schon bald sein großes Talent für das kreative Schreiben.
Nach erfolgreichem Abschluss zog es ihn nach Nordrhein-Westfalen, wo er einen Job als Juniortexter bei der WERBE in Essen ergatterte, aus der später die Düsseldorfer Agentur Euro Advertising hervorging. Sein Mentor und langjähriger Freund wurde der bekannte Werber Hubert Strauf (Pril entspannt das Wasser, Keine Experimente – Konrad Adenauer). Danach ging er zu Troost, einer der angesagtesten Werbeagenturen der 1960er Jahre. Hier wurde er speziell von Hubert und Grete Troost gefördert und bereits mit 28 Jahren Kreativdirektor. Er entwickelte Kampagnen für noch heute bekannte namhafte internationale Markenartikel.
Selbstständigkeit mit Strategy
Mit Hilfe von Hubert Troost machte sich Hans Otto von Hirschfeld selbstständig, zunächst als freier Werbetexter, dann gründete er 1970 in Düsseldorf seine eigene Werbeagentur Strategy zusammen mit Coordt von Mannstein und dem Marketingexperten und Spiegel-Redakteur Dr. Manfred Schütte. Coordt von Mannstein verließ die Agentur schon nach kurzer Zeit, um andere Pläne zu realisieren.
Maßgeblicher Gründungskunde von Strategy war die Deutsche Bank AG. Das damalige Vorstandsmitglied Dr. Christians übertrug Strategy den Launch des ersten Anlagemodells für Kleinanleger. Schon 1971 rangierte Strategy unter den Top 10 Neugründungen. Die Agentur gewann u.a. die BASF AG mit Fach- und Konsumentenwerbung des gesamten Kunststoff-Programms, die noch junge Modemesse IGEDO, Henkel und die Messe Düsseldorf, mit der die Agentur von Hans Otto von Hirschfeld eine 30-jährige Erfolgsgeschichte verbindet. Ab 1975 leitete Hans Otto von Hirschfeld die Agentur als Alleininhaber.
Ohne Druck bewegt sich nichts
Bereits an seinem 30.Geburtstag betreute er ein Etatvolumen von 30 Millionen DM der Deutschen Bank, BASF, Merck, Henkel , Messe Düsseldorf und anderer Firmen. So kümmert er sich unter anderem über 30 Jahre lang um die boot Düsseldorf.
In seiner werblichen Tätigkeit hat er sich um die Stadt Düsseldorf und vor allem die Messe Düsseldorf verdient gemacht. Er entwickelte das Logo und Markenzeichen für Weltleitmessen wie die internationale Kunststoffmesse K und die interpack. Er war viele Jahre lang zuständig für die Kommunikation der Print Media Messe drupa, für die er u.a. zum 40-jährigen Jubiläum den Slogan 'Ohne Druck bewegt sich nichts' prägte mit einem Bild der gesprengten Berliner Mauer, die in diesem Jahr fiel. Alle Partnerunternehmen der drupa erhielten in diesem Jahr Original-Stücke der Berliner Mauer als Mailing zugesendet. Noch heute wirbt die Messe Düsseldorf mit seinem Markenclaim 'Basis for Business'.
Hans Otto von Hirschfeld gestaltete die Werbung für die Düsseldorfer Bundesgartenschau und das Motto 'Der Garten für uns alle' und vereinte damit die widersprüchlichen Strömungen in der Düsseldorfer Stadtpolitik. Von ihm stammt auch die Kampagne für den Hotel- und Gaststättenverband Dehoga unter dem Titel 'Alles andere als Alltag' und für den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Immer ein passender Spruch
Im Jahr 1991 gründete er eine eigene Stiftung zur Unterstützung von Menschen mit erworbenen Hirnschäden unter dem Namen 'Tragkraft' und schaffte es durch eine aus eigenen Mitteln realisierte Werbekampagne unter dem Titel 'Riss durchs Leben' so viele Spenden zu sammeln, dass die Düsseldorfer Diakonie ein eigenes Haus in Düsseldorf-Itter eröffnen konnte. Unterstützt wurde die Stiftung Tragkraft u.a. von dem verstorbenen Düsseldorfer OB Joachim Erwin.
Hans Otto von Hirschfeld verstarb 79-jährig am vergangenen Samstag in Ratingen. Er hinterlässt zwei Töchter, Claudia und Alexandra von Hirschfeld. Noch bis kurz vor seinem Tod war er kreativ als Senior-Texter zusammen mit seiner Tochter Alexandra tätig. Und hatte bis zuletzt immer einen passenden Spruch auf den Lippen."