Die FDP zeigte sich bei der Agenturauswahl mutig. Sie machte Heimat zum "zentralen Dienstleister", wie Lindner schreibt, ohne dass Mengele ein Konzept oder auch nur "eine einzige Idee präsentiert hatte". 

Zuvor hatte man "mehrere teilweise renommierte Agenturen" präsentieren lassen. Was die Parteiführung dort zu sehen bekamen, überzeugte nicht. Eine namentlich nicht genannte Agentur hatte vorgeschlagen, zunächst Plakate zu schalten, auf denen sich die FDP für alle möglichen Fehler der vergangenen Jahrzehnte entschuldigen sollte.

Heimat bekam größtmögliche Freiheiten und führte u.a. mit Magenta eine dritte Farbe als Ergänzung zum klassischen Blau-Gelb ein. Auch das alte "kastenförmige" Logo musste dran glauben. Zu den wenigen Tabus zählte der Name FDP. Eine Umbenennung schloss die Parteispitze aus. Bei einem Meeting brachte Heimat aber die Idee auf, die Abkürzung möglichst oft aufzulösen und von "Freien Demokraten" zu sprechen. Das überzeugte. Heute steht im Logo nicht mehr "FDP. Die Liberalen" sondern "Freie Demokraten. FDP".

Lindner lobt die Arbeit von Heimat in hohen Tönen:

"Uns gefiel ..., dass deren Mitarbeiter Berater waren, die ihren Kunden nicht nach dem Mund redeten. Sie sagten uns ihre Einschätzung höflich, aber bestimmt ins Gesicht. Insbesondere der Chef-Kreative Matthias Storath machte lustvoll davon Gebrauch."

Zwischen Mengeles anfänglicher Absage an Lindner und dem kompletten Relaunch der Partei und sämtlichen Untergliederungen lag nur ein halbes Jahr. Eine bemerkenswerte strategische und logistische Leistung. Anfang 2015 präsentierte Lindner das neue Corporate Design. Wenige Wochen später begann mit dem Wahlerfolg der FDP in Hamburg - unter Führung der gelernten PR-Managerin Katja Suding - der langsame Wiederaufstieg der Partei.

"Schattenjahre. Die Rückkehr des politischen Liberalisamus" von Christian Lindner ist bei Klett-Cotta erschienen.