Outsourcing:
Wie viel kann und darf eine Agentur auslagern?
Die Personalstruktur in Agenturen ist stark auf Effizienz hin ausgerichtet. Es gibt kaum strategische Überkapazitäten. Deshalb stellt sich die Frage: Was tun, wenn plötzlich sehr viele Pitchanfragen hereinkommen?
Die Personalstruktur in Agenturen ist heute stark auf Effizienz sowie eine hohe Auslastung hin ausgerichtet. Es gibt kaum strategische Überkapazitäten. Deshalb stellt sich die Frage: Was tun, wenn plötzlich sehr viele Pitchanfragen auf einmal hereinkommen? Klar, dann müssen Freie ran. Aber wie viel kann und sollte eine Agentur auslagern? Wann fängt das Agentur-Image möglicherweise an, darunter zu leiden? Schließlich wollen sich potenzielle Auftraggeber nicht hinten anstellen, sondern erwarten Kreativleistungen als eine Kerndienstleistung der Agentur, für die sie sich ganz bewusst entschieden haben.
"Dass sich Agenturen grundsätzlich auch externer Ressourcen bedienen, ist nichts Neues", sagt Oliver Klein von der Hamburger Pitchberatung Cherrypicker, die im Auftrag von Werbungtreibenden Etat-Ausschreibungen organisiert. Relativ neu ist aber, was der Leipziger Dienstleister Nimirum seit Kurzem anbietet: nämlich das Recherchieren von Hard-Facts im Zusammenhang mit Pitchanfragen - speziell für Agenturen. Kosten: 975 Euro pro Recherchetag. Im Abo gibt's das Ganze günstiger. Auf der Referenzliste des Unternehmens stehen unter anderem Agenturen wie Serviceplan oder Ketchum Pleon. "Das Auslagern von Recherchearbeiten ist per se überhaupt nichts Verwerfliches", sagt Cherrypicker-Chef Klein: "Schlimm wird es nur, wenn Kernkompetenzen ausgelagert und zu viele Pitches angenommen werden."
"Eine clevere Idee" sei das, was die Leipziger da unter der Webadresse www.derperfektepitch.de anbieten, findet Klein. Im Grunde geht es dabei um aufwendigere Markt- und Wettbewerbs-Recherchen, die die Agentur viel Zeit kosten würden - gerade, wenn es darum geht, auch mal ganz neue Branchen zu beackern. Nimirum (lateinisch: kein Wunder) verspricht "tagesaktuelle Dossiers bis in akademische Tiefen", und zwar standardmäßig auf Deutsch und auf Englisch.
"Schon mal drei Tage am Konzept sitzen, während Nimirum recherchiert", heißt es verlockend in der Werbepräsentation der Leipziger. Das dürfte nur funktionieren, wenn es sich um ein wirklich ausgezeichnetes Briefing handelt. Aber die gibt es ja schließlich auch.