In einer Gegenbewegung baute der amerikanische Supermarkt-Riese Wal-Mart immer stärker sein Online-Geschäft aus - und kaufte just am Freitag den Modehändler Bonobos für 310 Millionen Dollar. Mit den beiden Zukäufen heben die beiden Schwergewichte ihre Rivalität auf eine neue Ebene. Amazon bekommt mit dem Zukauf stationäre Ladenlokale in guter Lage in 42 US-Bundesstaaten und könnte damit unter anderem Warenlieferungen beschleunigen und die Kundenbindung verbessern.

Die Anleger hatten eine klare Meinung dazu, wem sie die besseren Chancen zutrauen: Die Aktie von Wal-Mart verlor im frühen US-Handel zeitweise über fünf Prozent, der Kurs des Konkurrenten Kroger sackte sogar mehr als zwölf Prozent ab und Target verlor über acht Prozent. Für das Amazon-Papier ging es dagegen um rund drei Prozent aufwärts.

Aktienkurse der Rivalen sacken ab

Auch international waren Schockwellen der Ankündigung zu spüren: Die Aktie des niederländischen Konzerns Ahold verlor zeitweise rund neun Prozent, für das Carrefour-Papier ging es um über drei Prozent abwärts und für den britischen Konkurrenten Sainsbury um mehr als vier Prozent. Die Aktie des deutschen Metro-Konzerns gab um rund 1,2 Prozent nach.

In dem Kaufpreis für Whole Foods sind auch die Schulden des Lebensmittelhändlers enthalten, wie Amazon am Freitag mitteilte. Die Firma hatte sie zuletzt auf rund 3,1 Milliarden Dollar beziffert. Die 42 Dollar pro Aktie in Bar sind ein kräftiger Aufschlag auf den Schlusskurs von gut 33 Dollar am Donnerstag.

Die größten Anteilseigner von Whole Foods waren zuletzt verschiedene Finanzinvestoren. Einer davon, Jana Partners, war zuletzt unzufrieden mit der Geschäftsentwicklung bei Whole Foods und hatte die Firma zu einem Verkauf gedrängt. Whole Foods hatte im vergangenen Quartal den Umsatz lediglich um ein Prozent auf knapp 3,74 Milliarden Dollar gesteigert, der Gewinn sank im Jahresvergleich von 142 auf 99 Millionen Dollar. In den USA werden gut 97 Prozent der Erlöse erwirtschaftet. Nach jüngsten Angaben vom vergangenen Herbst kam Whole Foods auf rund 87.000 Mitarbeiter.

Größter Zukauf von Amazon

Der prägende Mitgründer und Chef John Mackey soll auch unter dem Dach von Amazon an der Spitze der Kette bleiben. Er hatte Jana Partners jüngst in einem Interview als "gierige Bastards" bezeichnet und versichert, dass sie nicht die Kontrolle über die Firma bekommen würden. Die Läden sollen unter der bisherigen Marke weiterarbeiten, betonte Amazon.

Für den Online-Händler ist es der mit Abstand größte Zukauf seiner Geschichte nach dem Kauf der auf das Streaming von Videospielen spezialisierten Plattform Twitch für rund eine Milliarde Dollar.


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Autor: W&V Redaktion

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