Verleger in Deutschland wie Springer-Chef Mathias Döpfner werden nun aufmerksam die Entwicklung in Spanien beobachten. Unter der Führung des Axel Springer Verlags hatten Medienhäuser wie Madsack und Dumont, aber auch kleinere Verlage wie die Ostfriesen Zeitung, vergeblich versucht, Google zur Zahlung für die Veröffentlichung der Snippets zu bewegen. Nachdem der Internet-Konzern den in der Verwertungsgesellschaft VG Media zusammengeschlossenen Häusern angedroht hatte, sie nur noch mit Überschriften anzuzeigen, erteilten Springer und seine Verbündeten Google eine "widerrufliche Gratiseinwilligung" für die "unentgeltliche Nutzung ihrer Presseerzeugnisse". In einem Zivilverfahren will die VG Media nun klären lassen, ob Google mit seinem Vorgehen seine Marktmacht in Deutschland missbraucht hat.
Springer-Manager Christoph Keese, der den Verlag als eine Art Außenminister in der Öffentlichkeit vertritt, äußerte kürzlich in
einem Blogeintrag «viel Sympathie» für das spanische Zwangsmodell. "Ich kann die Frustration über Google verstehen. Vielleicht wird das
spanische Modell ja auch Vorlage für das europäische Leistungsschutzrecht, das der neue Digital-Kommissar Oettinger angekündigt hat. Wenn es so etwas gäbe, würde es uns die Arbeit in Deutschland erleichtern."
Doch eins zu eins werden die Verhältnisse in Spanien nicht auf die Bundesrepublik übertragen werden können. Das Leistungsschutzrecht
(LSR) in Deutschland unterscheidet sich nämlich in zwei Punkten wesentlich von dem Gesetz in Spanien. Zum einen erlaubt das deutsche
LSR, dass Suchmaschinen "einzelne Wörter und kleinste Textausschnitte" nutzen dürfen, ohne den Verlagen Vergütungen zahlen
zu müssen. Zwar wird die lizenzfrei nutzbare Textlänge nicht exakt definiert. Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass eine
verlinkte Artikel-Überschrift nicht vergütet werden muss. Und im Gegensatz zu Spanien müssen Verleger in Deutschland auch keine Gebühr
verlangen, sondern können mit Google & Co. eigene Vereinbarungen treffen.

Die spanische Urheberrechtsreform sieht Geldstrafen von bis zu 600.000 Euro für Anbieter vor, die illegale Downloads ermöglichen, sowie eine schärfere Überwachung zum Schutz des geistigen Eigentums. Die vor allem von den Verlegern unterstützen  Gesetzesänderungen kam nur mit den Stimmen der Abgeordneten der konservativen Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy durch. Sprecher linker Parteien und auch Vertreter der Kulturszene hatten vor allem die "Google-Gebühr" kritisiert. Die spanische Wettbewerbsbehörde kritisierte, dass die Verlage nicht selbst entscheiden können, ob sie Anbietern wie Google Auszüge ihrer Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen.