W&V: Warum stecken nur so wenige Kapital in Internet-Unternehmen?
Keller: Die Deutschen sind weniger risikofreudig als etwa die Amerikaner. Hierzulande herrscht eine Inkubatoren-Szene: Die Geldgeber stecken anfangs nur sehr wenig Geld in das Unternehmen und wollen dann aber schnell Erfolge sehen. Wenn die Start-ups nochmals Kapital benötigen, wird Geld nur zögerlich nachgepumpt. Das hemmt die gesamte Branche.

W&V: Ist die fehlende Risikobereitschaft auch der Grund, warum so viele Geschäftsmodelle aus den USA kopiert werden?
Keller: Natürlich, das steigert die Erfolgsaussichten und beschleunigt die Entwicklung. Allerdings beschwört das fast immer eine starke Konkurrenz heraus, da mehrere Kopien gleichzeitig auf den Markt kommen. Aktuell ist das sehr schön mit den Groupon-Klonen CityDeal, DailyDeal und WestDeals zu beobachten.

W&V: Sie arbeiten auch mit dem früheren Playboy-Chefredakteur Stefan Gessulat zusammen. Könnte er sie auch von einem Print-Investment überzeugen?
Keller: Nein, Print ist aus meiner Sicht auf dem absteigenden Ast. Außerdem kenne ich mich im Print-Geschäft nicht aus.

W&V: Sie haben in der Vergangenheit eine gute Nase für Trends bewiesen. Was wittern Sie für 2010?
Keller: Auf jeden Fall das Thema Location Based Services für Dienste auf dem Handy und Local Commerce. Deshalb auch mein Investment in MeinProsepekt.de (lacht). Aber auch das Segment Gaming hat großes Potenzial.

W&V: Letzte Frage an den Neu-investor von MeinProspekt.de. Was ist ihr Lieblingsprospekt?
Keller: Als Mann bin ichTechnik-Freak. Natürlich lese ich den MediaMarkt-Prospekt am liebsten.