Klöckner verteidigte grundsätzlich das Vorgehen beim Reduzieren von Zucker, Fett und Salz über freiwillige Vereinbarungen. Wenn dies nicht funktioniere, müssten aber gesetzliche Regelungen her, sagte sie anlässlich einer Veranstaltung der Getränkebranche.

Das Bundesagrarministerium hat das umstrittene Video von Ministerin Julia Klöckner und einem Nestlé-Manager erneut verteidigt - setzt sich aber auch intern damit auseinander. "Ja, man tauscht sich darüber aus", sagte eine Sprecherin auf die Frage, ob es im Haus eine Debatte um das Video gebe. Zur Umsetzung der Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gehöre aber auch, "mit allen Beteiligten zu sprechen", auch mit Unternehmen. Wenn diese sich verpflichteten, ihre Produkte zu ändern, sei das ein Erfolg - und darum sei es gegangen.

Kritik kam auch von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Geschäftsführer Martin Rücker sagte der ARD: "Nestlé hat gerade im Bereich Kinderlebensmittel ein völlig unausgewogenes überzuckertes Sortiment." Desweiteren forderte er: "In einer solchen Situation erwarte ich von einer Ministerin, dass sie sich nicht gemein macht mit den Interessen der Unternehmen. Dass sie nicht die Unternehmen bewirbt, sondern dass sie vor allem klar macht, dass sie die Aufgabe hat, dieses Problem zu lösen" - gegebenenfalls auch gegen die Unternehmensinteressen.

Nestlé werden wie anderen Konzernen teils fragwürdige Geschäfte vorgeworfen. 2010 prangerte die Umweltorganisation Greenpeace an, dass das Unternehmen mit der Verwendung von Palmöl zur Zerstörung von Regenwald beitrage. Nestlé hat versprochen, bis 2020 nur noch Palmöl aus nachhaltiger Produktion zu nutzen.

Die Empörung, die via Twitter und Facebook geäußert wurde, hält an. Gerade aus der Influencer-Szene kommen herbe Kommentare. Während Instagrammer und Youtuber ständig wegen der (vermeintlich) fehlenden Kennzeichnung ihrer Beiträge kritisiert werden, geht das Klöckner-Video ohne Beanstandung durch.

Auch Rezo meldet sich zu Wort:

Den Hinweis griff der SPD-Politiker (und Ex-Pirat) Christoph Lauer auf und informierte die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg.

Daraufhin hat die Medienanstalt Berlin Brandenburg angekündigt, den Fall zu prüfen. Man nehme Kontakt mit dem Ministerium auf, sagte die Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies darauf, dass Vertreter der Bundesregierung sich immer wieder mit Vertretern von Unternehmen treffen und gemeinsam äußern - "auch in der analogen, nicht-digitalen Welt", sagte er. "Darin ist nicht Werbung zu sehen."

Weitere Kritikpunkte, manche auch humoristische Seitenhiebe, aus dem Netz:

am/dpa


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Autor: W&V Redaktion

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