Wahlwerbung:
Boris Johnson kupfert bei "Tatsächlich Liebe" ab
In der letzten Woche vor der britischen Parlamentswahl zieht Premier Boris Johnson alle Register - und lässt sich von einem Kinofilm zu einem Wahlwerbespot inspirieren. Zu dumm, dass eine Labour-Frau diese Idee schon vorher hatte.
Kurz vor der Parlamentswahl in Großbritannien hat Premier Boris Johnson mit einer an den Liebesfilm "Tatsächlich Liebe" angelehnten Werbung gepunktet. In dem über Twitter rasend schnell verbreiteten Beitrag spielt Johnson eine Schlüsselszene nach: Ein Mann gesteht mit Botschaften auf Pappschildern der Frau eines Freundes seine Liebe. Der Film mit Hugh Grant, Emma Thompson und Keira Knightley kam im Jahr 2003 in die Kinos.
Johnson macht sich diese Szene zu eigen: Er klingelt in dem Beitrag zur Weihnachtszeit an der Haustür einer Frau und bittet sie mit Hilfe von Botschaften auf Schildern, seine Konservative Partei zu wählen ("Vote Conservative actually"). Auf einem der Schilder heißt es in Anspielung auf Labour-Chef Jeremy Corbyn: "Der andere könnte gewinnen." Der Beitrag mit Weihnachtsflair, Bezug zum Kinofilm und einem Seitenhieb auf Hugh Grant, der im Original eine der Hauptrollen spielt, fand viel Lob in Großbritannien.
Grant ist einer der schärfsten Kritiker Johnsons und unterstützt Kandidaten von Oppositionsparteien. Er zieht mit ihnen von Haustür zu Haustür, um die Briten zum taktischen Wählen zu animieren. Nach wie vor haben die Konservativen in Umfragen die Nase vorn. Doch Johnson kann sich eines Sieges aufgrund des Mehrheitswahlrechts in Großbritannien nicht sicher sein: In vielen Wahlkreisen liefern sich seine Tories und die Labour-Partei ein sehr enges Rennen.
Kurz nachdem Johnson seinen Beitrag getwittert hatte, meldete sich die Labour-Kandidatin Rosena Allin-Khan zu Wort und warf Johnson vor, ihre Idee für die Wahlwerbung geklaut zu haben. Auch sie hatte die Schlüsselszene des Liebesfilms nachgeahmt - aber für Labour damit geworben. Sie hatte ihren Beitrag am 22. November veröffentlicht und inzwischen 1,3 Millionen Views erzielt.
Die Briten wählen an diesem Donnerstag ihr neues Parlament. Johnson führt derzeit eine Minderheitsregierung an und will sich mit der Neuwahl mehr Unterstützung für sein Brexit-Abkommen sichern.
dpa