Dmexco 2012:
Burda-Chef Kallen: "Wir müssen Google als Partner sehen"
578 Aussteller und voraussichtlich über 20.000 Besucher: Die Dmexco 2012 ist eröffnet. W&V-Redakteur Kay Städele hat die Keynote von Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen verfolgt.
Wieder einmal herrschte am ersten Morgen der Dmexco kurz vor 10 Uhr großer Andrang. Stau an der Zufahrt, Stau an den Eingängen. Kein Wunder: Die Messeveranstalter Gerald Böse, Geschäftsführer von der Koelnmesse, Christian Muche, Mitgründer der Dmexco, und Arndt Groth, Präsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft konnten neue Rekorde vermelden: 578 Aussteller, ein Plus von 25 Prozent, und mit Sicherheit über 20.000 Besucher. Hinzu kommen über 400 Speaker auf der Konferenz – ein Verdienst der hartnäckigen "Zecke" Muche, wie Moderator Wolfram Kons erläuterte.
Die Keynote hielt in diesem Jahr Paul-Bernhard Kallen, Chief Executive Officer von Hubert Burda Media. Eine Ausnahme, denn der CEO spricht sehr selten auf Veranstaltungen, "99 Prozent der Anfragen lehne ich ab", so Kallen. Er ging gleich zu Beginn der Rede sehr aktuell auf die Dynamik der digitalen Wirtschaft im Vergleich zur europäischen Politik ein. "Ich hoffe, dass ein Signal nach Europa geht", rief Kallen in die noch nicht ganz gefüllte Konferenzhalle. Denn in Europa finanzierten die Verantwortlichen Schulden mit Schulden. Stattdessen solle ein Feuer nach Europa überspringen, damit man wieder über Wachstum sprechen könne.
Die Rede von Kallen behandelte insgesamt das Thema "Media in Transition". "Es ist eine großartige Zeit, um in diesem Bereich unternehmerisch tätig zu sein", so Kallen. Die gesamte Kraft gehe derzeit in den Umgestaltungsprozess des gesamten Segments. Das Internet überwinde gelernte Grenzen.
Mit dem mobilen Geräten kommt eine neue Herausforderung hinzu: "Viele Geschäftsmodelle sind für den stationären Computer gebaut worden", sagte Kallen. Selbst ein Branchenstar wie Facebook hätte Schwierigkeiten, diese Veränderung erfolgreich zu meistern. "Das Tempo nimmt scheinbar noch zu", betonte Kallen. Nutzer gäben bereitwillig Auskunft über Freizeit, Hobbies und Interessen. Damit erscheine die Diskussion über das Opt-in geradezu von gestern.
Google, Amazon und Apple. "Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen diese Unternehmen als Partner sehen", sagte Kallen. Amazon hätte sich schon längst zum Medienunternehmen erweitert. Oder auch in Sachen Werbung: Ob CPC, Social Media, Display-Anzeigen und Cost-per-Order: "Wir haben mit dieser Vielfalt auch eine große Verwirrung bei den Werbekunden geschaffen", sagte Kallen. Daran müsste das ganze Segment noch arbeiten. Zudem müsse die Branche mehr Daten über die User sammeln und zu verwerten.
Auch Burda hat sich längst gewandelt: "Wir wollen uns nicht auf die Rolle des Content-Provider reduzieren lassen", betonte Kallen. Als Beispiel nannte er die Erweiterung des neuen Burda-Magazins "Cover", das über den Partner Edelight um E-Commerce ergänzt wird. Der digitale Umsatz hätte sich bei Burda von 190 Millionen Euro im Jahr 2001 auf nun 940 Millionen Umsatz gesteigert. Das bedeute einen Umsatzanteil von 43 Prozent.