Zum anderen legt die Generalstaatsanwaltschaft den Unister-Managern die Praxis des sogenannten Runterbuchens zur Last: Die Kunden kauften ein Flugticket zu einem auf der Webseite angezeigten Preis, Unister erzielte aber hinter den Kulissen auf verschiedenen Wegen einen günstigeren Preis. Die Differenz behielt der Flugvermittler ein. 87.000 Kunden sei dadurch ein Gesamtschaden von 7,6 Millionen Euro entstanden. Zudem geht es auch bei diesem Anklageteil noch um eine weitere Steuerhinterhinterziehung mit einem Schaden von 790.000 Euro.

Unister hatte die Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen. Der frühere Finanzchef kündigt am Mittwoch an, dass er sich im Prozess umfangreich äußern wolle. "Ich hoffe, dass ich vollständig entlastet werde", sagt der 39-Jährige. Das Vorgehen der Ermittler sei für ihn "nahezu existenzvernichtend in wirtschaftlicher wie in persönlicher Hinsicht". Thomas Filler, Anwalt des früheren Chefs aller Unister-Flugportale, nennt das Runterbuchen absolut üblich im Reisegeschäft: "Seit 30 Jahren wird runtergebucht. Kein Mensch versteht in der Branche, was hier los ist."

Ursprünglich hatte die Generalstaatanwaltschaft Dresden auch gegen den Unister-Gründer Thomas Wagner ermittelt. Der 38-Jährige starb jedoch im Sommer 2016 bei einem Flugzeugabsturz in Slowenien. Er war auf der Rückreise von Venedig, wo er auf der Suche nach einem Kredit einem Millionenbetrug aufgesessen war. Nach seinem Tod meldete Unister Insolvenz an. Die Reisesparte ist inzwischen an einen tschechischen Investor verkauft worden. Das Landgericht hat für den Unister-Prozess 18 Termine bis Juni geplant. Die Verhandlung wird am 26. Januar fortgesetzt. (Birgit Zimmermann, dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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