Social-Media-Studie:
Eltern vertreiben die Jugend aus Facebook
Plattform für alte Leute: Eine Analyse von E-Marketer kommt zu dem Schluss, dass in den USA die Zahl der Teenager auf Facebook weiter zurückgehen wird.
Facebook wird weiter wachsen - weil es vor allem bei den Über-55-Jährigen immer beliebter wird. Zu dem Fazit kommt ein Report von E-Marketer. Die Forscher prognostizieren für Facebook unter einem Prozent Zuwachs, auf knapp 170 Millionen US-User (mindestens einmal monatlich), fast 105 Millionen werden es bei Instagram, an die 87 Millionen bei Snapchat.
Das ist die Plattform, zu der die jüngeren Leute (zumindest in den USA) derzeit wechseln. Zum ersten Mal rechnet E-Marketer damit, dass weniger als die Hälfte der 12- bis 17-Jährigen Amerikaner Facebook nutzen werden. Zum ersten Mal einen Rückgang - um 5,6 Prozent in der Altersgruppe, bei den 18- bis 24-Jährigen 5,8 Prozent - sehen die Analysten kommen: Dann könnten 2 Millionen junge US-User fort sein.
Dafür soll Instagram (das ebenfalls zum Facebook-Konzern gehört) um 1,6 Millionen montaliche Nutzer bis 24 zulegen, Snapchat gar um 1,9 Millionen.
Weltweit verzeichnet Snapchat inzwischen 178 Millionen tägliche Nutzer weltweit, Instagram 500 Millionen; beim Social-Media-Riesen Facebook sind es 1,37 Milliarden.
Wie der Guardian berichtet, betrifft die Flucht der Jugend von Facebook auch Großbritannien. Und ging der Frage nach, warum das so ist. Das Zitat eines Nutzers bringt es auf den Punkt: "Als sich die Eltern angemeldet hatten, haben sie es gekillt", sagt der 24-Jährige.
Hinzu komme, dass das Interentzeitalter ein schnelllebiges ist: Was heute heiß gehandelt wird, ist morgen schon kalter Kaffee. Während die jungen Leute schon ihrem eigenen, neuen Trend folgen. Und: Facebook wird in diesem Jahr 14 Jahre alt. Junge Menschen, die mit dem damals 19-Jährigen Gründer Mark Zuckerberg die Plattform groß gemacht haben und noch dabei sind, sind nun in ihren 30ern, teilweise 40ern.
Die Klage ist nicht neu
Die Unkenrufe, Facebook werde überaltern und verliere junge Nutzer an andere Plattformen und Dienste, gibt es schon lange. Schon 2014 prophezeite Saatchi-Chef Kevin Roberts, Facebook sei 2017 tot - was nicht eingetroffen ist. (Ob das die Werbebranche interessieren sollte, damit setzte sich damals Christian Henne vom Munich Digital Institute für W&V auseinander).
Zuletzt bestätigte die JIM-Studie für den deutschen Markt, dass die 12- bis 19-Jährigen lieber via Whats App (94 Prozent), Instagram (57 Prazent) und Snapchat (49 Prozent) kommunizierten als über Facebook (25 Prozent). Am größten ist Facebook aber immer noch, die dicksten Umsätze macht ebenfalls die Zuckerberg-Plattform.
Dennoch ist Facebook derzeit an vielen Ecken mit Problemen konfrontiert: So hat ein deutsches Gericht Teile der Nutzungsbedingungen für unzulässig erklärt (Facebook ficht das Urteil an), Procter & Gamble und jüngst auch Unilever kritisierten die Plattform öffentlich und erhöhten den Druck mit enormen Werbebudgets im Rücken, Medienhäuser und Marken klagen über die Algorithmen, die ihre Sichtbarkeit verringern, und die Politik über das Schüren von Fake News.
Auf Wahlbeeinflussung reagiert Facebook in den USA nun übrigens ganz analog: mit Postkarten. Damit sich massive Einflussnahme wie bei der US-Präsidentenwahl 2016 nicht wiederholt, werde nun jeder, der auf Facebok politische Werbung schalten wolle, eine Postkarte zugeschickt bekommen, um den US-Wohnsitz zu verifizieren. Informationen darüber, wie Facebook damit den Einsatz von Mittelsmännern verhindern will, gibt es nicht.