Insolvenzverwalter Lucas Flöther:
Erste Unister-Tochter meldet Insolvenz an
Es bleibt nicht nur bei der Insolvenz der Muttergesellschaft, Unister Holdig. Diesen Schritt muss nun ein Tochterunternehmen ebenso gehen.
Einen Tag nach dem Insolvenzantrag des Leipziger Internetunternehmens Unister Holding GmbH ist das erste Tochterunternehmen in Schieflage geraten. Wie der vorläufige Unister-Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Dienstagabend mitteilte, meldete auch die Urlaubstours GmbH Insolvenz an, ein Tochterunternehmen der Unister Travel Betriebsgesellschaft GmbH. Auch hier sei er zum vorläufigen Verwalter bestimmt worden. Einen Grund für den Insolvenzantrag nannte er nicht.
Unister entwickelt und betreibt Internetportale beispielsweise mit Informations- und Ratgeberseiten sowie Buchungsportale etwa für Reisen wie Ab-in-den Urlaub.de oder Flüge.de. "Die Portale werden von eigenständigen Unternehmen betrieben, die nicht von der Insolvenz betroffen sind", hieß es am Montag. Daran hat sich laut Flöther weiterhin nichts geändert: Die Portale böten weiterhin "ohne Einschränkungen ihre Vermittlungsleistungen an".
Anders als die Unister-Reiseportale sei Urlaubstours jedoch ein Reiseveranstalter. Bereits gebuchte Reisen seien aber über eine Versicherung abgesichert und würden durchgeführt. Neue Buchungen würden vorerst nicht mehr entgegengenommen.
Unister hatte am Montag Insolvenz beantragt - wenige Tage nach dem Unfalltod des Chefs Thomas Wagner. Eine Begründung für den Insolvenzantrag wurde nicht genannt.
Die Unister-Marken gehören zu den wichtigsten Werbekunden der Republik. Laut Nielsen-Statistik investierten sie 2015 insgesamt 137,7 Millionen Euro brutto. Ab-in-den Urlaub.de oder Fluege.de setzten bisher vor allem auf Online- und Fernseh-Werbung. Einen Werbestopp dürften unter anderem Google und die TV-Sender zu spüren bekommen.
Wagner war am Donnerstag beim Absturz einer Privatmaschine in Slowenien ums Leben gekommen. Die Reise Wagners nach Italien sorgt für viele Spekulationen: Die Polizei in Slowenien bestätigte nun den Fund einer größeren Summe Bargeld an der Unglücksstelle bei Predmeja im Westen des Landes. Dort seien rund 10.000 Schweizer Franken (rund 9200 Euro) entdeckt worden, teilten die Behörden in Nova Gorica mit.
Laut dem "MDR"-Nachrichtenmagazins "Exakt" ist Unister-Chef Wagner in Venedig bei einem Geldgeschäft offensichtlich betrogen worden. Marino Pangos, Präsident und Sprecher der Kriminalpolizei in Nova Gorica gegenüber "Exakt": "Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging."
Um ein Kreditgeschäft zustande zu bringen, sollte der Unister-Chef eine Sicherheit hinterlegen. Beim Umtausch des mitgebrachten Geldes in Schweizer Franken wurde Wagner mutmaßlich Falschgeld untergeschoben. Er habe daraufhin Anzeige bei der örtlichen Polizei erstattet. (mit dpa)