Der Anlass für Rülkes Rede war das Debattenthema, das die AfD eingebracht hatte: "Gefahr für die Demokratie durch zunehmende Missachtung der demokratischen Spielregeln durch gewählte Volksvertreter" wollte die rechte Partei besprochen wissen.

FDP-Mann Rülke nahm das zum Anlass, seine Replik mit "Es kann sich eigentlich nur um ein Selbstgespräch der AfD handeln" zu beginnen. Das sei ein Vorwand für die Partei, sich erneut als Opfer der etablierten Parteien zu gerieren.

AfD-Bundes- und Landtagsfraktionschef Jörg Meuthen hatte kritisiert, dass Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) von "Bodensatz" im Zusammenhang mit AfD-Wählern gesprochen habe. Kretschmann hatte nach der Bundestagswahl über die AfD gesagt: "Man sollte sie sehr ernst nehmen, vor allem ihre Wählerschaft. Wir wissen, ein Großteil ihrer Wählerschaft - wenn man Umfragen glauben darf, 60 Prozent - wählen die nicht, weil sie von deren Programm überzeugt sind, sondern weil sie von anderen enttäuscht sind. Bei diesen Wählern hat man die Chance, sie zurückzugewinnen, bei den anderen ist dies sehr, sehr schwer. Und das ist wahrscheinlich so ein Bodensatz, den es einfach gibt, und bei dem man gucken muss, wie wir damit umgehen."

Kretschmann hatte sich später für den Begriff "Bodensatz" entschuldigt. AfD-Chef Meuthen warf Kretschmann daraufhin vor, der Ministerpräsident habe "Agitation gegen die einzig wirkliche Oppositionskraft dieses Landes" gemacht. Und beleidige nicht nur 2,4 Millionen Menschen bundesweit als Bodensatz, sondern verbreite gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und sei kein Demokrat. Meuthen forderte Kretschmann zum Rücktritt auf. Für Meuthen sei die Kretschmann-Aussage als "Beschimpfung seitens der Kartellparteien". Was Rülke dazu brachte, als FDP-Mann Kretschmann zu verteidigen - eine Premiere, sagte Rülke und versprach, das werde sich nicht wiederholen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.