Zenith Onlinevideo-Forecasts:
Mobilgeräte verlängern die Videonutzungszeit massiv
Weltweit verbringen Konsumenten dieses Jahr wohl eine gute Dreiviertelstunde am Tag damit, sich Web-Videos anzusehen. Vor einem Jahr waren es knapp 40 Minuten.
Wenn wir diese Überschrift vor ein paar Jahren verwendet hätten, dann wohl mit der Bedeutung: Das Netz ist so langsam, dass das Videoschauen ewig dauert - Stichwort Ladezeit.
Heute bedeutet sie einmal mehr, dass die Verbreitung, Nutzung und Allgegenwart von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets den Digitalbereich ordentlich anschiebt. In diesem Fall die Nutzungsdauer von Onlinevideos* betreffend. Der "Onlinevideo-Forecast 2017" von der Agentur Zentih prognostiziert, dass der Konsum in diesem Jahr um 20 Prozent steigen wird. Weltweit, so die Forscher der Mediaagenturgruppe, werden Konsumenten durchschnittlich 47,4 Minuten täglich mit dem Anschauen von Onlinevideos verbringen, 2016 waren es noch 39,6 Minuten. Die Daten einer Studie von Ooyala zeigten im Juni ebenfalls den Trend zum Mobilabruf von Webvideos (untersucht wurde außerdem, welche Filmlänge auf welchem Gerät bevorzugt wird).
Immer mehr Menschen schauen mobil
Der schlichte Grund: Immer mehr Verbraucher schauen Bewegtbild nicht mehr nur auf dem großen Fernsehbildschirm oder ihrem Desktop-PC, sondern mobil. Hier misst Zenith eine 35-prozentige Zunahme bei der Nutzung von Smartphones und Tablets, und zwar auf 28,8 Minuten täglich, während der Videokonsum auf Festgeräten (Desktop-PCs, Laptops und Smart-TVs) nur um 2 Prozent auf 18,6 Minuten täglich zulegen wird.
Dazu trägt sicherlich bei, dass Angebot und Bandbreiten sich enorm rasch und enorm stark verbessert haben. So stellt Zenith fest, dass die Menge der verfügbaren Videoinhalte bei allen Videoplattformen "rasant steigt". Vor allem aber im Social Web erleben die Videos gerade einen Boom - dank neuer Instrumente auch für die Werbungtreibenden und für Anbieter von Liveübertragungen ist Facebook inzwischen beispielsweise in vielen Märkten nach Youtube bereits der zweitgrößte Anbieter von Videoinhalten, heißt es im Zenith-Forecast.
Videokonsum auf TV und PC überschreitet den Zenit
2017, prognostizieren die Zenith-Forscher, wird der Videokonsum auf Fernsehern, stationären Computern und Laptops mit durchschnittlich 19 Minuten täglich seinen Höhepunkt erreichen. Zwar nehme die Videonutzung auf Smart TVs weiter zu, aber das reiche nicht aus, um den von PCs und Laptops an Mobilgeräte verlorenen Seheranteil wettzumachen. Zenith: "Wir prognostizieren daher einen Rückgang des Videokonsums auf Festgeräten von 1 Prozent 2018 und von 2 Prozent 2019."
Der mobile Videokonsum werde dagegen nicht bei durchschnittlichen 29 Minuten täglich bleiben, sondern - dank der weiteren Verbreitung von Mobilgeräten, verbesserten Displays und schnelleren Datenverbindungen - 2018 auf rund 36 Minuten und 2019 erneut (um etwa 29 Prozent, rund 10 Minuten) steigen. Bis 2019 würde das heißen, dass 72 Prozent des Onlinevideokonsums auf Mobilgeräten stattfinden würden.
Ausgaben für Onlinevideowerbung schnellen auf 39 Mrd. Dollar hoch
Ausgaben für Onlinevideowerbung steigen dem Forecast zufolge 2017 um 23 Prozent auf 27,2 Milliarden Dollar weltweit. 2016 lagen diese Ausgaben noch bei 22,2 Milliarden Dollar. Mit 37 Prozent erreichte das jährliche Wachstum der Werbegattung 2014 seinen Höchstwert. Beim verlangsamten Wachstum bleibt es den Mediaexperten zufolge zwar, aber trotzdem werde mit einem Plus von 21 Prozent 2018 und von 17 Prozent 2019 in zwei Jahren das Volumen bei 38,7 Milliarden Dollar liegen. Im Jahr 2019 werde Onlinevideo einen Anteil von 31 Prozent an der weltweiten Displayserbung haben. 2017 lag er noch bei 28 Prozent und 2012 bei 21 Prozent.
Beide Entwicklungen zusammen haben zur Folge, dass natürlich auch mehr Onlinevideowerbung auf Mobilgeräten ausgespielt werden wird. Der Bericht von Zenith geht davon aus, dass 2018 erstmals mehr Onlinevideowerbung auf Mobilgeräten gebucht wird als auf Festgeräten.
Zenith: "In diesem Jahr schätzen wir die Festnetz-Werbeausgaben auf 15,2 Milliarden Dollar und die Werbeausgaben für mobilen Videokonsum auf 12,0 Milliarden." Das liegt unter anderem daran, dass mobile Clips (noch) günstiger sind als die für größere Bildschirme, die eine höhere Aufmerksamkeit für die Werbung versprechen. "Nächstes Jahr kann mit diesen Festnetz-Preisaufschlägen der höhere Videokonsum auf mobilen Geräten aber nicht mehr kompensiert werden und die Werbeausgaben für mobiles Video werden mit 18,0 Milliarden Dollar erstmals die Werbeausgaben für Festnetz-Video (15,0 Milliarden) überholen", prognostizieren die Autoren des Forecasts.
"Onlinevideo ist einer der am schnellsten wachsenden Werbekanäle und führt bei den Marken zu einer starken Nachfrage nach hochwertigem Content," erklärte Jonathan Barnard, Head of Forecasting and Director of Global Intelligence bei Zenith. "Videoplattformen, die mit dem besten Content die Aufmerksamkeit der meisten Konsumenten auf sich ziehen können, werden die größten Gewinner sein."
Droht dem Fernsehen Gefahr?
Jein, folgt man den Argumenten von Vittorio Bonori, Global Brand President bei Zenith: "Mit Onlinevideo können Marken über leistungsstarke digitale Technologien Verbraucher mit zielgenauen und individuellen Werbebotschaften direkt und nicht länger als demografische Gruppe ansprechen und erzielen dabei die gleiche Werbekraft, die Fernsehwerbung beim Aufbau eines Markennamens so erfolgreich macht," sagt Bonori. "Fernsehen und Onlinevideo ergänzen einander gut, wobei das Fernsehen für die Reichweite und gemeinsame Erlebnisse sorgt und Onlinevideo für die Zielgruppenorientierung und Personalisierung."
*) Unter Onlinevideo subsumiert der Forecast alle über eine Internetverbindung angeschauten Videoinhalte; sie reichen von Sender-Portalen (z.B. Hulu) über Abo-VoD-Anbieter (wie Netflix, Amazon Video) und Video-Sharing-Websites (beispielsweise Youtube) bis zum Videokonsum auf sozialen Plattformen (etwa Facebook). Der "Onlinevideo-Forecast" von Zenith erscheint jährlich; 2017 ist der dritte Jahrgang der Studie. Der Bericht enthält unter anderem Daten zum vergangenen und prognostizierten künftigen Onlinevideokonsum und -Werbeverhalten und zu einzelnen Märkten.