SEO-Check von UDG:
Passt die SEO-Strategie von Havaianas?
UDG geht für W&V der SEO-Performance der Flipflop-Marke Havaianas auf den Grund. Hier die Ergebnisse - zusammengefasst von Mathias Sieg.
Auf den ersten Blick machen viele Webseiten einen gelungenen Eindruck. Doch wie sieht es bei der Optimierung für die Suchmaschinen aus, die nur Experten beurteilen können? Um das herauszufinden, analysiert Mathias Sieg* von UDG United Digital Group für die W&V regelmäßig die SEO-Performance bekannter Webseiten.
Sommerzeit ist Flipflop-Zeit! Erfunden wurden die simplen und luftigen Sandalen vermutlich im alten Ägypten, doch auch in vielen anderen Ländern gab es ähnliche Schuhmodelle, die traditionell aus einer Sohle, einem Steg und zwei schrägen Riemen bestehen. Fans der legeren Fußbekleidung können mittlerweile zwischen einer Vielzahl von Anbietern und Preisklassen entscheiden: Flip-Flops gibt es in allen erdenklichen Designs und Farben.
Einer der bekanntesten Anbieter ist der brasilianische Hersteller Havaianas. Bereits 1962 wurde, inspiriert durch die aus Japan stammenden Zori-Sandalen, das erste Paar hergestellt. Schnell gingen die Havaianas, der Name stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet Hawaiianer, in Serie und wurden von Händlern per Lieferwagen bis in die entlegensten Winkel Brasiliens verkauft. Doch kann das Traditionsunternehmen mit den neuen Anforderungen der digitalisierten Welt in Sachen Suchmaschinenoptimierung mithalten? Wir haben den SEO-Check gemacht!
Texte oft zu kurz
In der Rubrik Content bekommt Havaianas, das auf seiner deutschen Seite einen Shop anbietet, nur durchschnittliche 2,7 Punkte. Texte sind zwar vorhanden, allerdings nicht auf allen Produkt- und Kategorieseiten. Zudem sind die Inhalte weniger umfangreich als bei Wettbewerber-Seiten wie Zalando oder About You. Die Suchintention der Nutzer wird zufriedenstellend bedient, mehrwertbietende Inhalte sucht man aber insbesondere auf den Produktseiten vergebens. Einen Pluspunkt bekommt die Webseite aber mit dem integrierten Blog "Territorio Havaianas", der Usern ergänzende Informationen zu den Themen Mode und Lifestyle bietet.
Keyword-Strategie erkennbar
Viel besser schneidet Havaianas mit 3,7 Punkten im Bereich Keywords ab. Sowohl die Kategorie- als auch die Produktseiten enthalten Überschriften und Texte mit relevanten Suchbegriffen, die teilweise auch sehr gute Platzierungen in den Top Ten der Google Suchergebnisseiten erzielen (zum Beispiel Flip Flops, Flip Flops Damen, Zehensandalen). Optimierungspotenzial besteht in der Erweiterung des Keywordsets um weitere Synonyme und suchvolumenstarke Longtail-Keywords.
Auch die Implementierung der Suchbegriffe auf der Webseite ist größtenteils sinnvoll gewählt: So sind die zentralen Keywords und Produktnamen in die Seitentitel, H1-Überschriften, Einleitungs-Texte der Übersichtsseiten sowie in die Beschreibungen auf den Produktseiten integriert. Allerdings wird die H2-Headline der meisten Seiten bislang nicht für relevante Schlagwörter, sondern oftmals für den generischen Begriff "Datenschutzerklärung" genutzt – hier hat Havaianas also noch Nachholbedarf. Optimierungen sind auch im Bereich ALT-Tags möglich, von denen zwar viele, aber noch nicht alle mit den zugehörigen Produktnamen befüllt sind.
Punkten kann der Sandalen-Shop bei der internen Keywordverlinkung: Eine Breadcrumb-Navigation ist vorhanden, wichtige Suchbegriffe sind über das Drop-Down-Menü verlinkt und auf zahlreichen Seiten sind Fließtextlinks implementiert.
Verschenkte Potenziale durch doppelte Brand-Nennung im Title
In der Kategorie Suchergebnisdarstellung erzielt der Havaianas 3,0 Punkte. Titles sind vorhanden und halten auch die passende Maximallänge ein. Allerdings wird durch die doppelte Nennung der Marke viel Platz verschenkt, der besser für weitere relevante Suchbegriffe genutzt werden könnte. Die Descriptions sind nutzerfreundlich gestaltet und enthalten teilweise Sonderzeichen zur optischen Aufwertung. Negativ fällt ins Gewicht, dass einige der Beschreibungstexte die Maximallänge überschreiten und deshalb in der SERP-Darstellung abgeschnitten sind.
Die meisten URLs sind sprechend gestaltet, auf Produktebene existieren jedoch teilweise URLs mit überflüssigen Unterverzeichnissen. Strukturierte Daten werden für die Auszeichnung der Produkte verwendet, jedoch nicht für Servicenummern und Kontaktdaten.
Technisch ausgezeichnet
An der technischen SEO-Optimierung gibt es mit 4,7 Punkten kaum etwas auszusetzen. Die Seite ist mobil problemlos aufrufbar und nutzbar. Auch die Quellcode-Struktur weist keine groben Fehler auf. Allerdings kann Havaianas bei der Ladezeit noch aufholen: Die Seite schneidet zwar im Ladezeit-Check über webpagetest.org und in Google Pagespeed Insights gut ab, allerdings könnte sie durch Reduzierung der Anzahl an Ressourcen weiter optimiert werden. Es werden viele Verbindungen zu Drittanbietern aufgebaut, deren Nutzen und Art der Implementation auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden sollte.
Nur wenige Backlinks im Portfolio
Das Backlinkportfolio von Havaianas auf dem deutschen Markt ist als mittelmäßig zu bewerten und erhält 3,3 Punkte. Verglichen mit dem Wettbewerber Ipanema bekommt Havaianas zwar mehr Backlinks von mehr Domains, allerdings sind dies mit unter 50 Stück auf den ersten Blick relativ wenige. Auch die Qualität der Links kann bei einer ersten Überprüfung nicht überzeugen. Die Regel "lieber wenige Backlinks, aber dafür gute" kommt im Fall von Havaianas also nicht zum Tragen. Positiv zu bewerten ist, dass viele Links direkt auf beliebte Produkte oder Kategorien verweisen.
Optimierung durch ungenutzte Chancen im Longtail
Technisch gibt es bei Havaianas in Hinblick auf SEO also wenig zu tun. Erste Schritte zur weiteren Optimierung sind der Ausbau der Textlänge und eine genaue Analyse des Backlinkprofils. Zudem sollten nicht nur hart umkämpfte generische Keywords abgedeckt, sondern auch auf bisher ungenutzte Potenziale im Longtail-Bereich zurückgegriffen werden.
Zur Methodik: Untersucht wurde im Juni 2018 die Performance in der SEO anhand der fünf Hauptkriterien Content, Keywords, Darstellung in den Suchergebnissen, Technik und Backlink-Portfolio in jeweils drei Unterkriterien. In diesen werden jeweils bis zu fünf Punkte vergeben, deren Mittel dann die Punktzahl des Hauptkriteriums bildet. Deren Durchschnitt wiederum ergibt das Gesamtergebnis von maximal fünf Punkten.
*Über den Autor: Mathias Sieg hat nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre eine SEO-Agentur gegründet, die in der UDG United Digital Group aufgegangen ist. Als Geschäftsführer verantwortet er heute die Bereiche Suchmaschinenoptimierung (SEO), Analytics und Business Intelligence.