Plattformökonomie:
Scott Galloway: "Amazon frisst GAFA auf"
Von den vier Konzernen, die heute den Zugang zu Kunden kontrollieren, könnte nur einer übrig bleiben. Nach Meinung von Marketing-Professor Scott Galloway heißt der Sieger Amazon.
Der E-Commerce-Riese Amazon schlägt seine GAFA-Mitstreiter in allen Bereichen, wo sich ihre Wege kreuzen, ist Scott Galloway, Professor für Marketing an der Stern School of Business der Universität New York und Autor des Buches "The Four" überzeugt.
Das Unternehmen übertrumpft Apple in Sachen Hardware-Innovation, ist der am schnellsten wachsende digitale Medien-Player und investiert mehr in eigene Bewegtbildinhalte als NBC oder CBS. Allein für den Bereich Voice habe Amazon mehr offene Stellen als Google in seinem ganzen Unternehmen.
Möglich sei dies, weil Investoren noch immer willens seien, Unsummen zu investieren ohne viel Gewinne zu erwarten. Das führe aber auch dazu, dass Amazons Steuerlast sehr gering sei. Das Geld werde stattdessen in neue Projekte investiert. Amazons Suche nach einem Standort für sein zweites Headquarter nennt Galloway einen "scheiß Show-Zirkus". Amazon habe einen spielerischen Wettbewerb initiiert, um von öffentlichen Behörden, Schulbezirken und Feuerwehr-Niederlassungen soviel Geld wie möglich herauszupressen.
Eine noch immer unterschätzte Umsatzquelle für Amazon sei jedoch Werbung. Die Einnahmen in diesem Bereich schätzt Galloway auf elf Milliarden Dollar. Das wäre doppelt so viel wie Instagram in einem Jahr erwirtschaftet. Amazon habe es geschafft, die Werbekostenzuschüsse der Konsumgüterriesen anzuzapfen, die größer sind als klassische Media-Budgets. "Während Walmart und Target nur ein Prozent ihrer Suchanfragen monetarisieren, hat Amazon es geschafft, 16 Prozent zu monetarisieren", zitiert das Marketing-Fachblatt AdAge den Uni-Professor.
Als einzigen Ausweg aus dem Dilemma sieht Galloway kartellrechtliche Maßnahmen. Hätte das US-Justizminsterium 1999 keine kartellrechtlichen Schritte gegen Microsoft übernommen, würde es heute vermutlich kein Google geben, sagt er. Stattdessen würden die Menschen bei Fragen, die sie nicht beantworten können, vermutlich vorschlagen: "Keine Ahnung. Bing es."